Webwecker Bielefeld: clauseninterview1

Das Hemd länger machen (19.04.2006)





Pit Clausen: Wenn der Freizeitsee nicht kommt, könnte ein Gewerbegebiet entstehen


Ein möglicher Sennesee bewegt seit Monaten die Gemüter. Die Politik ist sich nicht einig, doch die Zeit drängt. Die Ausgrabungen für die A33 könnten noch in diesem Jahr beginnen. Bis dahin muss klar sein, wo Sand und Lehm abgebaut werden. An vielen Stellen oder an einer – wo dann auch ein See entstehen könnte. Pit Clausen, Fraktionsvorsitzender der SPD, nimmt im WebWecker-Interview Stellung zu einem Sennesee. Er schlägt vor, dass die Bielefelder Bäder- und Freizeiteinrichtungen GmbH Träger des Sees wird.

Ein weiteres Thema des Interviews ist die Schulbausanierung. Hier schlägt Clausen Alarm: Der Geldtopf der Stadtwerke für eine Sanierung ist aufgebraucht, 40 Schulen müssen aber noch saniert werden. Er schlägt vor, sich frisches Geld durch einen Ergebnisabführungsvertrag mit einer Stadtwerke-Holding zu besorgen.




Interview: Manfred Horn


WebWecker: Seit Monaten wird über einen möglichen Sennesee diskutiert. Wie stehen Sie dazu?

Pit ClausenEs gibt eine Machbarkeitsstudie, ob ein Sennesee am künftigen Autobahnkreuz A33 – A2 entstehen kann. Obwohl da eine Gaspipeline und eine Starkstromleitung laufen, sei Platz für einen etwa 30 Hektar großen See, sagen die Gutachter. 30 Hektar ist die untere Grenze für einen attraktiven Freizeitsee, an dem man Badestrände ansiedeln und den man für Wassersport nutzen kann. Wir sagen: Es ist klug, an dieser Stelle weiter zu machen. Wegen des Baus der A33 wird sowieso gebuddelt. Entweder es entstehen ein paar Wasserlöcher, die nicht nutzbar sind, oder es kommt ein See.


Die Grünen wollen keine Mondlandschaft rund um die A33 und haben sich für einen Sennesee ausgesprochen, soweit er kostenneutral entstehen kann.

Auch die Natur- und Umweltschutzverbände sind dafür. Wenn an der Stelle kein attraktiver Freizeitsee entsteht, kommt trotzdem das Autobahnkreuz. Dieses würde sich auch anbieten für Gewerbeansiedlung, wegen der günstigen Lage. Der nächste Schritt zum See hin muss ein Betriebs- und Finanzierungskonzept sein. Im Betriebskonzept ist beschrieben, was dort konkret laufen kann: Wo kommt ein Badestrand hin, wo wird die Wohnbebauung ergänzt? Aus dem Finanzierungskonzept würde sich ergeben, welche Folgelasten entstehen. Wir werden letztlich erst entscheiden können, wenn wir die Zahlen kennen. Wir werden uns nicht alles leisten können.

Klar ist aber auch: Umsonst wird es den See nicht geben. Eine Möglichkeit wäre, dort mehr Wohnbebauung zuzulassen. Durch den Mehrwert, der so entsteht, könnte beispielsweise ein Badestrand betrieben werden. Andererseits: Je mehr Wohnbebauung man zulässt, desto weniger Platz ist für eine allgemeine Freizeitnutzung. Dies muss man abwägen. Als Bielefelder müssen wir offen darüber sprechen, was uns dieser Vorteil wert ist. Der Freizeitstandard hat mindestens mittelbare Auswirkungen auf die Lebensqualität – und damit auch auf die Attraktivität als Wirtschaftsstandort.


Wer wäre der Träger der Sees?

Ich schlage die BBF vor, die Bäder- und Freizeiteinrichtungen GmbH. Die BBF ist als Tochter der Stadtwerke gut vernetzt. Dieses Modell wird auch in anderen Städten wie in Dortmund – wo ebenfalls ein Freizeitsee entsteht – genutzt.