Webwecker Bielefeld: schelphof01

Entscheidung über Schelphof steht an



Schelphof
Fast 2000 Kinder nutzten in diesem Jahr die Angbote des Naturpädagogischen Zentrums auf dem Schelphof


Am Donnerstag bringt die Fraktion der Grünen den Antrag in den Rat, den Bioland-Betrieb Schelphof zu erhalten. Der Vertrag des Pächters Reinhard Fischer läuft im Oktober 2005 aus, eine bürgerliche Mehrheit will ihn aber nicht verlängern. Damit ist auch die Existenz des Naturpädagogischen Zentrums bedroht.



Von Manfred Horn


Ein kleines Naturidyll zwischen Eckendorfer, Altenhagener und Milser Straße. Eingezäunt von Hecken liegt er dort, der Schelphof. Jenseits von Naturromantik könnte die Beschreibung auch lauten: Biolandbetrieb nahe der Müllverbrennungsanlage. Nutzfläche circa 80 Hektar, überwiegender Anbau von Getreide und Kartoffeln. Rinder, Schweine, Hühner und Gänse vorhanden.

Seit 1987 bewirtschaftet das Ehepaar Fischer den Schelphof, seit 1995 ist der Hof anerkannter Bioland-Betrieb. Die Produktion wird über Vertragsanbau, über einen Hofladen und auf dem Wochenmarkt in Schildesche vermarktet. Die Bioland-Produktion passt zur natürlichen Umgebung. Zum Beispiel wird exakt in diesem Gebiet eine große Zahl an Schleiereulen beobachtet, die Natur scheint inmitten von Industrie noch einigermaßen intakt. Sogar Tiere von der »roten Liste« finden sich auf den Äckern und Wiesen des Schelphofs. Doch jetzt will eine CDU/BfB Koalition den Hof anderweitig verpachten und den Vertrag mit Reinhard Fischer nicht mehr verlängern.

Dem Schelphof angegliedert ist das Naturpädagogische Zentrum Schelphof. Der Verein bietet für SchülerInnen der Grundschulen und der Sekundarstufe I einen Einblick in Anbau und Verarbeitung von Kartoffeln und Getreide. Nahezu 2000 Kinder und 500 Erwachsene haben in diesem Jahr das Angebot bereits genutzt. Die SchülerInnen gehen dabei auf den Acker, besuchen aber auch Produktionsstätten wie eine Getreidemühle oder eine Bäckerei. Beim Thema »Tolle Knolle« besuchen sie einen Kartoffelschälbetrieb und eine Großküche. Eine einmalige Möglichkeit für Stadtkinder, Landwirtschaft zu erfahren. Das Naturpädagogische Zentrum hat sich dazu ein Netzwerk außerschulischer Kooperationspartner erschlossen. Gestellt werden auch globale Fragen, wie etwa, ob unser Konsum auf Kosten anderer stattfindet. Hier arbeitet das Zentrum eng mit dem Welthaus Bielefeld zusammen. Seit Januar liegen auch Unterrichtsmaterialien vor, die an Bielefelder Schulen verteilt werden.

Reinhard Fischer erhielt 1986 per Ratsbeschluss und unter Zustimmung der CDU einen Pachtvertrag bis 2005 für den Schelphof. Seitdem zahlt er jährlich 15.000 Euro Pacht. CDU und BfB kritisieren, der Betrag sei viel zu niedrig. »Ich habe der Verwaltung kürzlich ein neues Angebot unterbreitet. Ich bin bereit, bei einem neuen Pachtvertrag fast das Doppelte zu zahlen«, sagt Fischer gegenüber dem Webwecker. Fischers Angebot von etwas weniger als 30.000 Euro dürfte dabei den Angeboten konventioneller Landwirte entsprechen. Damit ist für Fischer das Argument, die Stadt als Verpächter zahle zu, vom Tisch.