Webwecker Bielefeld: parkhaus01

MoBiel soll Fahrradparkhaus übernehmen (27.03.2003)



Etienne
Kein Verständnis für Entscheidung: Noch-Besorger Rudi Etienne vor dem Fahrradparkhaus











Das Fahrrad-Parkhaus am Hauptbahnhof steht vor einem Wechsel: Ab 1. Juli wird moBiel das Parkhaus betreiben. Damit ist Rudi Etienne, der das Parkhaus seit 1993 als »Geschäftsbesorger« leitete, aus dem Rennen.








Von Manfred Horn

Das Fahrrad-Parkhaus eröffnete bereits 1992 und war damals ein Pilotprojekt. Ihm folgten landesweit zahlreich weitere. Anfänglich betreute Etienne das Parkhaus noch als Mitarbeiter des Fahrradladens »Freilauf«, schon bald in eigener Verantwortung. Inzwischen ist die gesamte Zeile zu einem Fahrradzentrum ausgebaut. Neben dem Parkhaus findet sich Etiennes Fahrradladen, die Geschäftsstelle des Allgemeinen Deutschen Fahrradclubs ADFC und das Fahrradkurier-Unternehmen Flott-Weg.

Inzwischen verfügt das Parkhaus über 390 Stellplätze, die Auslastung geht aber zurück. Im vergangenen Jahr wurden nur noch rund 16.000 Tickets verkauft, 40 Prozent weniger als 1999. Etienne wiederum bekommt von der Stadt regelmäßig Geld für seine Tätigkeit und die Bezahlung der MitarbeiterInnen. Sinkt der Umsatz, muss die Stadt zusätzlich zuschießen. Im vergangenen Jahr waren es 30.630 Euro. MoBiel soll als neuer Betreiber jährlich 26.000 Euro bekommen und sehen, wie es damit zurechtkommt.

Etienne zeigt sich von der Entwicklung überrascht. Er bedauert, das Fahrradparkhaus nicht mehr weiter managen zu können. »Mir bricht die Hälfte meiner Einnahmen weg«, sagt er. Unverständnis äußert er über die Entscheidung der Stadtverwaltung. Die Differenz zwischen den gut 30.000 Euro, die er für das Jahr 2002 erhalten habe und den 26.000 Euro, die die Stadt zukünftig an moBiel zahlen will, sei nicht sonderlich groß. Außerdem habe eine Befragung anlässlich des Jubiläums im vergangenen Jahr ergeben, dass 70 Prozent der Kunden mit einer Preiserhöhung einverstanden wären. Im Moment kostet die Tageskarte 50 Cent. In Fahrrad-Parkhäusern anderer Städte seien aber 70 Cent üblich, weiß Etienne. Diesen Preis würde die Kundschaft des Bielefelder Parkhauses durchaus auch mittragen. Durch die Preiserhöhung könne das Parkhaus jährlich 7.000 bis 8.000 Euro mehr erwirtschaften, so dass die Zuschüsse der Stadt sogar geringer ausfallen würden als bei der angestrebten moBiel-Lösung.

Für den Rückgang der Fahrrad-ParkerInnen machte er vor allem die neue Linie 4 verantwortlich, die Studierende jetzt direkt vom Bahnhof zur Hochschule transportiert. Aber auch die Bahn tue nichts, um das Fahrrad zu bewerben. Auch habe er bei der Stadt mehrmals Werbekampagnen für das Fahrradparkhaus angeregt, sei aber auf keine Resonanz gestoßen. Die Folge: Das Fahrradparkhaus sei wenig bekannt. Die Zusammenarbeit mit dem Amt für Stadtentwicklung sei jahrelang gut gewesen, desto unverständlicher sei jetzt die Kündigung. Die ist für ihn sogar existenzgefährdend: Er könne seinen Fahrradladen dann nur noch halten, wenn die Miete ab Juli geringer werden würde. Vermieter seines Ladens ist zur Zeit die Stadt. »Die Lage hier ist eine Katastrophe. Ich wäre schon längst pleite, wenn ich nicht Stammkundschaft und Standing hätte«, sagt Etienne.