Webwecker Bielefeld: Ausstellung über Atommüll (21.06.2006)

Ausstellung über Atommüll (21.06.2006)



Bis zum 30. Juni ist in der Unihalle eine interessante Ausstellung über das Atommülllager Morsleben zu sehen. Sie zeigt die Geschichte des DDR-Endlagers, seine Gefahren und den Widerstand dagegen.



Von Mario A. Sarcletti

Die Ausstellung über das Atommülllager Morsleben, die in der Unihalle aufgebaut ist, bemüht sich auffallend, objektiv über Atomkraft und den daraus resultierenden Müll zu informieren. Es ist zwar erkennbar, dass die Macher der Infotafeln, die Magdeburger Greenkids keine Freunde der Atomenergie sind. Dennoch gelingt es ihnen mit Formulierungen wie »von AtomkraftgegnerInnen wird immer wieder kritisiert« die eigene Meinung nicht zu stark durchkommen zu lassen.

So ist eine wirklich informative Schau entstanden, in der die Besucher etwas über Atomkraft im Allgemeinen und das Atommüllendlager Morsleben im Speziellen lernen können. Dort wurden in einem stillgelegten Salzbergwerk nahe der ehemaligen innerdeutschen Grenze ab 1971 niedrig- und mittelradioaktiver Müll endgelagert, hochradioaktive Stoffe wurden in den Stollen zwischengelagert. Der größte Teil des Atommülls wurde ab dem Jahr 1994 – unter anderem unter einer Umweltministerin Angela Merkel – in den Salzstock gekippt.

1998 schließlich verhängte das Oberverwaltungsgericht Magdeburg auf Antrag des BUND einen Einlagerungsstopp. Jetzt ist die Frage, wie man mit dem Müll weiter verfährt. Denn das »Endlager« wurde nicht auf Langzeitsicherheit überprüft, die Gesetze der DDR sahen eine solche Überprüfung erst bei der Stilllegungsgenehmigung vor. Lange Zeit müsste das Lager allerdings sicher sein, schließlich hat zum Beispiel das Uran-Isotop 238 eine Halbwertszeit von 4,5 Milliarden Jahren.

Die Stollen in Morsleben sind jedoch alles andere als sicher. Fässer mit Atommüll wurden zum Teil per »Versturztechnik« einfach in den Schacht gekippt und dabei beschädigt. Außerdem sind einige Stollen einsturzgefährdet, Wassereintritte drohen radioaktive Stoffe auszuspülen. Nun wird überlegt, die Hohlräume zu verfüllen und weiträumig abzudichten. Den Müll wieder aus den Stollen zu holen, ist ebenso ausgeschlossen wie die von der DDR geplante Flutung mit einer Salzlösung.

All das wird in der Ausstellung »Morsleben – Geschichte eines umstrittenen Atomprojekts« anschaulich und gut verständlich dargestellt. Gezeigt wird aber auch der Widerstand gegen das Lager. Der begann erst nach der Wiedervereinigung, in der DDR wachten Stasi und Grenztruppen über die »Sicherheit« des Lagers. Dass der Kampf gegen das Atommülllager relativ schnell zum Erfolg führte, kann Atomkraftgegnern Mut machen. Auch das ist wohl einen Intention der Ausstellung.