Webwecker Bielefeld: T.C. Boyle: »Talk Talk« (September, 2006)

T.C. Boyle: »Talk Talk« (September, 2006)




Was tun, wenn jemand die Kreditkarte, den Führerschein, die Ausweispapiere stiehlt? Und damit die Identität seines Opfers annimmt? Diese Schreckensvision beschreibt T.C. Boyle in seinem neuen Roman »Talk Talk«.

Dana Halter, eine der Hauptpersonen, wird nach einem Verkehrsunfall aus ihrem Leben herausgerissen. Weil sich jemand unerlaubt Zugriff auf ihre Identität verschafft und in ihrem Namen großzügig ihren Kreditrahmen sprengt und illegale Unternehmungen tätigt, wird sie für eine Schwerkriminelle gehalten. Sie wird verhaftet und verliert ihren Job. Die kreuzbrave Lehrerin hat nun ein Problem, und kaum einer kann sie verstehen, denn zu allem anderen ist Dana Halter gehörlos.

Schon mehrfach hat der amerikanische Erfolgsschriftsteller seine Vorliebe für an sich kaum glaubhafte Storys gezeigt. Sie erlauben es ihm, ernsthafte Sachverhalte grotesk zu überhöhen und sie damit für uns les- und genießbar zu machen. So auch in der in »Talk Talk« erzählten Geschichte des Identitätsdiebstahls, von dem Dana Halter betroffen ist, und an der ein junger skrupelloser Mann namens Peck – oder wie auch immer er sich gerade nennt – nicht ganz unschuldig scheint.

 Wer die Roman T.C. Boyles  kennt, weiß, dass er zunächst einmal spannend schreiben und uns mitnehmen will auf seine literarische Reise. Wenn er etwas anprangert, das ihm moralisch verwerflich scheint, dann tut er dies durchaus in einer sich anarchisch entwickelnden Geschichte, mitunter mit dem Blick des Satirikers. Etwas, das ihm immer wieder gelingt und  das der moralischen Belehrungskraft wohltuend widersteht.

 

T.C. Boyle, Talk Talk, Hanser Verlag, 21,50 EUR

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