Webwecker Bielefeld: Computermaut kommt (25.10.2006)

Computermaut kommt (25.10.2006)



Die Computermaut kommt – 5,52 Euro ab 2007. Dies beschlossen die Ministerpräsidenten der Länder in der vergangenen Woche in Bad Pyrmont. Zahlen müssen diejenigen, die weder Fernseher noch Radio angemeldet haben. Wer also in seinem Büro einen internetfähigen PC stehen hat und zugleich kein TV und kein Radio, muss künftig 5,52 Euro abdrücken. Dies gilt allerdings unabhängig von der Zahl der PCs.

Der Protest von Wirtschaftsverbänden und Computernutzern lief damit ins Leere. Die Ministerpräsidenten ließen sich nicht beeindrucken und hielten sich grundsätzlich an ihren Beschlüssen, die sie bereits 2004 getroffen hatten. Für die kommenden Jahre kündigen sie jedoch eine Neuordnung der Rundfunkgebührenlandschaft an. Ein Kommentar von Manfred Horn.

 

Viele haben in den vergangenen Wochen von »Abzocke« gesprochen – mit Recht. Denn internetfähige Computer mit nun jährlich rund 65 Euro zu belasten, ist unverschämt. Betroffen sind vor allem diejenigen, die in kleinen Büros vor sich hinwurschteln. Natürlich haben sie einen internetfähigen PC, dafür hat nicht zuletzt der Staat gesorgt. Elster ist kein Vogel, sondern ein Internet-Pflichtsystem für Freiberufler, um die eigene Steuer zu erklären.


Erst Angebote machen, dann abkassieren

Hinzu kommen neue TV-Angebote im Internet, natürlich ungefragt. Ganz nach dem Motto: Wir schaffen einen Markt. Digital-TV per DSL-Leitung. Das neue Fachwort dafür heißt IPTV. Die Telekom ist ganz vorne dabei, in ihrem Fernsehpaket sind ARD und ZDF mit drin. Kann sein, dass die Telekom dafür künftig gleich zweimal die Hand aufhält: Zum einen per Gebühr beim Nutzer im Rahmen eines »Triple-Play«-Angebots, also Internet-Surfen, Telefonieren via Internet und hochauflösendes TV per Netz, zum anderen per Gebühr beim Nutzer. Wie das geht? Die Telekom könnte schnell auf die Idee kommen, einen Teil der neuen Internet-Rundfunkgebühren zu beanspruchen. Der Kreis würde sich schließen: Wir schaffen ein Angebot und kassieren dafür eine Gebühr.

Diejenigen, die zahlen müssen, können sich nicht wehren. Sollten die Ministerpräsidenten demnächst auf die Idee kommen, dass Mikrowellen grundsätzlich Radiostationen empfangen können, müssten alle Mikrowellenbesitzer dran glauben. So ist das in der staatlich regulierten Gebührenwelt.


Fußball-Millionen für den Grundbedarf?

Dabei sollen die Rundfunkgebühren eigentlich laut Rundfunkstaatsvertrag den Grundbedarf der Bevölkerung an Information decken. Grundbedarf sagt alles und nichts, viele Generationen von Juristen haben sich schon darum gestritten. Die Banalisierung der Öffentlich-Rechtlichen Sender, die einzig von den Rundfunkgebühren bedient werden, rechtfertigt jedenfalls kaum noch deren Exklusiv-Zugriff auf des Bürgers Geld. Weiter gedacht, müssten RTL und SAT und wie sie alle heißen, längst auch einen Anspruch auf die GEZ-Kohle haben. Zum Grundbedarf zählt sicher nicht, als öffentlich-rechtliche Sendeanstalten jedes Jahr hunderte von Millionen Euro für Sportübertragungen auszugeben. Anders gesagt, dies könnten die Öffentlich-Rechtlichen genauso gut den Privaten überlassen.

Was ist die Alternative? Vielleicht eine Mediensteuer, die einkommensabhängig von jedem Bundesbürger erhoben wird, unabhängig davon, auf wie vielen Handys, Plasma-TVs oder PCs gerade Fernsehen oder Radio läuft. Gleichzeitig müsste der Öffentlich-Rechtliche Rundfunksektor mächtig abspecken und sich auf die Kernbereiche seines Auftrags besinnen: Bildungs- und Informationsprogramme herzustellen. Dann würde die Mediensteuer auch entsprechend klein ausfallen.