Webwecker Bielefeld: Grüne gegen Ergebnisabführungsvertrag (15.11.2006)

Grüne gegen Ergebnisabführungsvertrag (15.11.2006)




Von Manfred Horn

Die Grünen werden dem Vorschlag der Verwaltung, einen Ergebnisabführungsvertrag zwischen der Bielefelder Beteiligungsgesellschaft (BBVG) und den Stadtwerken Bielefeld zu schließen, nicht zustimmen. Zuvor war von allen Fraktionen und Ratsgruppen ein solcher Ergebnisabführungsvertrag begrüßt worden, weil sich durch ein solches Konstrukt Steuern sparen lassen. Allerdings musste das Vorhaben noch mit den Stadtwerken Bremen, die 49,9 Prozent an den Stadtwerken halten, ausgehandelt werden.

Die jetzt von der Verwaltung vorgestellte Variante würde den Stadtwerken Bremen einen jährlichen Gewinn von 9,5 Millionen Euro garantieren, innerhalb von fünf Jahren 47,5 Millionen Euro. Hinzu kämen eine Million Euro »Anerkennungsprämie«. Dem steht in dem gleichen Zeitraum eine Steuerersparnis für die Stadt von maximal 10 Millionen Euro gegenüber. »Gerade weil 10 Millionen Euro eine Menge Geld ist, muss der Steuervorteil für die Stadt vor dem Hintergrund der Risiken bewertet werden, die ein Ergebnisabführungsvertrag mit sich bringt«, erklärt Inge Schulze, Fraktionssprecherin der Grünen.

Die Grünen fragen, ob in den fünf Jahren bei den Stadtwerken Bielefeld eine Entwicklung eintreten kann, die zu deutlich schlechteren Ergebnissen führt als bisher prognostiziert. »Dann würde die Bedienung der Garantiedividende an Bremen den Steuervorteil für die Stadt schnell auffressen und möglicherweise den Haushalt der Stadt zusätzlich belasten«, befürchtet Inge Schulze.

Die Grünen sehen die Risiken durchaus. Die aktuelle bundesweite Diskussion um Netzentgelte und Strompreise zielt darauf ab, die Strompreise für Kunden zu reduzieren. Die Gewinne der Energieversorgungsunternehmen und auch der Stadtwerke würden sich dadurch deutlich verringern. »Darüber hinaus haben die Netzausfälle im vergangenen Winter aber auch vor wenigen  Wochen gezeigt, dass in den nächsten Jahren erhebliche Investitionen notwendig sind, nicht nur in die Versorgungsnetze, sondern auch in die Erzeugungsanlagen, von denen viele, wie das Heizkraftwerk in Bielefeld, 50 Jahre alt sind«, erklärt die grüne Fraktion. Diese Investitionen müssen aus den Gewinnen finanziert werden und, so sehen es die Grünen, werden die Ergebnisse der Stadtwerke verschlechtern. Vor diesem Hintergrund sei ein Ergebnisabführungsvertrag nicht verantwortbar.

Zugleich haben die Grünen einen Beschluss vorangetrieben, die Stadtwerke zu einem »strategischen Partner« der Stadt zu erklären. Das Ziel: Eine zukunftssichere Energieversorgung in der Stadt, »die Einhaltung der nationalen Klimaschutzziele inklusive«, wie Klaus Rees, Fraktionsgeschäftsführer der Grünen, erklärt. Bisher waren die Stadtwerke vor allem finanzieller Partner: Die Stadt konnte sich auch jährliche Gewinne von über zehn Millionen Euro verlassen. Die strategische Partnerschaft würde auch bedeuten, dass die Stadt an der Mehrheit an den Stadtwerken, 50,1 Prozent, festhält.

Und sie würde sich zusammen mit den Stadtwerken um die Zukunft kümmern. So wird das AKW in Grohnde in zehn Jahren abgeschaltet, damit versiegt die wichtigste Gewinnquelle der Stadtwerke. Auch Investitionen in die Netze und das Kraftwerk in der Schildescher Straße seien nötig, erklären die Grünen. Die strategische Partnerschaft bringen die Grünen als Vorlage in die Ratssitzung am Donnerstag, 16. November. Alle Parteien und Ratsgruppen haben ihre Unterstützung zugesagt, mit Ausnahme der FDP.