Geschlecht und Globalisierung. Ein kulturwissenschaftlicher Streifzug durch transnationale Räume
Globalisierung, das politische Schlagwort derzeit: Sämtliche Umstrukturierungsprozesse weltweit, ob Wirtschaftsprozesse oder Arbeits- und Lebensverhältnisse betreffend, werden darunter gefaßt, alles eher unter ökonomischen Gesichtspunkten, alles scheint so neu.... Eher alt oder rückständig: Antiglobalisierungstexte (analytische Texte oder Mobilisierungsflugblätter), in denen die Geschlechterfrage wieder nur halbherzig "drangehängt" wird mit Floskeln wie "wobei Frauen davon besonders betroffen sind" Nichts gegen Auseinandersetzung auch mit der Globalisierung. Sabine Hess und Ramona Lenz bieten eine Sammlung höchst unterschiedlicher Texte ebenso verschiedener AutorInnen. "So heterogen die Themenfelder von Liebe über Konsum, Gesundheit und Arbeit bis hin zu "Selbstermächtigungsstrategien" sind, so haben sie doch den Blick auf Alltagspraxen, Subjektpositionierungen und Identitätskonstruktionen in globalisierten Alltagswelten gemeinsam. Es wird deutlich, wie Globalisierung für verschieden positionierte AkteurInnen sehr unterschiedlich erfahrbar ist, wie sie Geschlechterverhältnisse in den westlichen postindustriellen Gesellschaften mit Frauen und Männern in peripheren Regionen ungleich verknüpft." Natürlich gelingt es Frauen, die ökonomischen und politischen Veränderungen auch für eigene Belange zu nutzen, deutlich wird aber auch, wie sehr diese Veränderungen bestehende Ungleichheiten, auch unter Frauen, verstärkt oder neue schafft. Ziemlich aufschlußreich gerade in diesem Zusammenhang die Artikel "Das Comeback der Dienstmädchen" (Sabine Hess/Ramona Lenz) und "Objects of Desire - A Suitcase Trade (100 Dollars Limit). Eine Kunstperformance (Gülsün Karamustafa). Aupairs in der BRD, die den modernen Frauen Familie und Erfolg im Beruf ermöglichen zu ausbeuterischen Bedingungen oder Frauen aus der ehemaligen Sowjetunion, die in türkischen Großstädten informell Handel betreiben, Waren, mitgeführt in der Reisetasche oder im Koffer, zu niedrigsten Preisen anbieten. Das Startkapital zum Wareneinkauf wird z.B. durch einmalige Prostitution erworben.
Die Texte sind teilweise sehr wissenschaftlich geschrieben, vielleicht ein wenig anstrengend, das Lesen lohnt aber in jedem Fall.
Sabine Hess, Ramona Lenz (Hg.), "Geschlecht und Globalisierung. Ein kulturwissenschaftlicher Streifzug durch transnationale Räume"
Ulrike Helmer Verlag, Königstein/Taunus, 2001, 17.90 Eurobuch_eulenspiegel@gmx.de per Mail bestellen]