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Anfangsschwierigkeiten mit neuen Studiengängen (04.06.2003)



»Holterdipolter« sei der Modellversuch gestufte Lehrerausbildung an der Universität Bielefeld eingeführt worden, sagt Rektor Dieter Timmermann. Das erste Semester verlief für viele Bachelorstudierende deshalb ziemlich chaotisch. In der vergangenen Woche erfuhr dies auch das Rektorat in einen zweitägigen Anhörung von Studierenden und Lehrenden.






Von Mario A. Sarcletti

Hinterher ist man immer schlauer. »Man muss sich da mehr Zeit nehmen, um solche Anfangsschwierigkeiten zu vermeiden«, weiß Rektor Timmermann nach dem Start der Bachelorstudiengänge an der Universität Bielefeld in ihr zweites Semester. Diese Anfangsschwierigkeiten waren für die Studierenden, die im vergangenen Wintersemester ihr Studium aufnahmen, zum Teil kaum zu überwinden und führten zu großer Verunsicherung. Studienordnungen gab es meist nicht, Seminare waren hoffnungslos überfüllt, in der letzten Semesterwoche ballten sich die Klausuren und Prüfungen.

Der Grund für die teils chaotischen Bedingungen: Im Sommer erhielt die Universität Bielefeld die Genehmigung des Wissenschaftsministeriums den Modellversuch »Gestufte Studiengänge« einzuführen, im Oktober starteten die neuen Studiengänge. Die Magister-, Diplom- und Lehramtsstudiengänge wurden durch Bachelorstudiengänge, die es vor allem auch in englsichsprachigen Ländern gibt, ersetzt. Statt drei studieren die neuen Studierenden nur noch zwei Fächer, nach sechs Semestern Regelstudienzeit sollen sie den Abschluss Bachelor of Arts (BA) erhalten. An die Bachelorausbildung soll sich dann ein Masterstudiengang anschließen, in dem sich die Studierenden für eine wissenschaftliche oder die Lehrerausbildung entscheiden sollen.

Dass die ersten Teilnehmer des BA-Studiengangs diesen tatsächlich in sechs Semestern abschließen können, wird inzwischen auch in Teilen der Univerwaltung bezweifelt. Viel Zeit ging im ersten Semester dadurch verloren, dass sich die Pflichtveranstaltungen überschnitten. Das Problem konnten Studierende bisher dadurch umgehen, dass sie einfach andere Veranstaltungen wählten. Das ist bei den Bachelorstudiengängen nicht mehr möglich, da diese sehr viel reglementierter sind als Magister- und Lehramtsstudiengänge. Die Studierenden beklagen deshalb auch, dass das Studium zu verschult sei. Ein Problem war zudem, dass den Studierenden nur in wenigen Fächern verbindliche Informationen darüber vorlagen, welche Veranstaltungen sie zu besuchen haben. Erst in der vergangenen Woche traten die ersten Fächerspezifischen Bedingungen in Kraft.

Ans Licht brachte die Probleme eine Untersuchung des Hochschul Informations Systems (HIS), das den Modellversuch beforschen soll. Mitarbeiter des HIS führten im Februar Gruppengespräche mit Erstemestern und Lehrenden durch. Ein Problem bei der Befragung: Nur sehr wenige Studierende waren bereit über die Schwierigkeiten des Modellversuchs Auskunft zu geben. So nahmen von über 250 Studierenden im Fach Anglistik nur vier an den Gesprächen teil, entsprechend wenig repräsentativ ist das Ergebnis.