Webwecker Bielefeld: Douglas K. Huneke 2

Teil 2: Douglas K. Huneke, In Deutschland unerwünscht



Erst Filme wie Holocaust oder Schindlers Liste scheinen vordergründig ein verspätetes Bewusstsein über die notwendige Auseinandersetzung mit der mörderischen deutschen Vergangenheit anzustoßen. Nach Schindlers Liste wird überall zur Entlastung nach dem eigenen Schindler gesucht. In Solingen gelangt Hermann Gräbe endlich zur verdienten Ehre. 1996 wurde an seinem Wohnhaus in Solingen eine Gedenktafel angebracht: "In diesem Hause wohnte Fritz Gräbe, *1900 in Gräfath +1986 in San Francisco. Fritz Gräbe setzte im Zweiten Weltkrieg ein Zeichen für Menschlichkeit und Toleranz, indem er mehrere hundert Juden vor dem sicheren Tod bewahrte." Diese Tafel war stolze 20 mal 12 Zentimer groß. Allerdings fiel dem Bürgermeister diese Peinlichkeit auf, er ließ sie durch eine etwas größere Tafel ersetzen. Bedauerlich: Hermann Gräbe war zu diesem Zeitpunkt schon 10 Jahre tot, die Chance zur direkten Entschuldigung oder zur gemeinsamen Aufarbeitung der NS-Vergangenheit wurde vertan.

Besonders aussagekräftig und gelungen ist das Miteinander von Biographie und die Reaktionen auf Gräbes Taten und Zeugnis. Die unterschiedlichsten Dokumente und Artikel, von eidesstattlichen Erklärungen bis hin zum Solinger Stadtschreiber sind nachzulesen, Vergangenheitsbewältigung der besonderen Art.

Douglas K. Huneke, In Deutschland unerwünscht. Hermann Gräbe. Biographie eines Judenretters. zuKlampen Verlag, 2002, 24 Euro

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