Webwecker Bielefeld: stapenhorst01

»In dem Modell ist Musik drin« (06.08.2003)



Thomas Bach
Schulleiter Thomas Bach: Das neue Modell bringt auf jeden Fall Verbesserungen




Nur die Ferien trennen einige GrundschülerInnen von einem neuen Schulerlebnis: Die offene Ganztagsgrundschule kommt in Bielefeld nach den Sommerferien. Die Stapenhorstschule im Bielefelder Westen ist eine von zwei Schulen, die aus Bielefeld an der Pilotphase teilnehmen. Bis 2007 sollen alle Grundschulen in NRW teilnehmen. Die wesentliche Änderung: Kinder können dann auch nachmittags in der Schule bleiben. Wie der Nachmittag gestaltet wird, ist zunächst Sache jeder Schule. Einen zentralen, NRW-weiten Plan gibt es nicht. Ausgestanden ist auch noch nicht der Streit zwischen der Gewerkschaft ver.di und der Landesregierung. ver.di befürchtet, dass mit der neuen Regelung die heutigen Kinderhort-MitarbeiterInnen, die seit vielen Jahren Schulkinder am Nachmittag betreut werden, entsorgt werden. Der WebWecker sprach mit Thomas Bach, seit 1995 Schulleiter der Stapenhorstschule, über seine Erwartungen in die Offene Ganztagsgrundschule.





Interview: Manfred Horn


Warum hat sich die Stapenhorstschule für die Offene Ganztagsgrundschule beworben?


Im Dezember 2002 haben wir aus Düsseldorf und Berlin gehört, dass irgendetwas in Richtung Ganztagsschule lost geht. Dann haben wir angefangen, ein Konzept zu schreiben und das in der Schule abgestimmt mit dem Lehrerkollegium. Wir waren der Ansicht, wenn es die Möglichkeit gibt, irgendetwas in Richtung Ganztagsschule zu machen – noch im Februar war nicht klar, was da überhaupt auf uns zukommt – werden wir uns bewerben. Wir waren der Ansicht, wie gut oder schlecht die Schule auch wird: Wir sind im richtigen Stadtviertel mitten in der Innenstadt und wir haben die richtigen Schüler dafür.


Warum die richtigen Schüler?

Wir haben alle Schüler. Die guten, die wir noch ein bisschen mehr Futter geben können und wir haben die Schlechten, die wir unbedingt fördern müssen. Wir haben die Kinder, die zu Hause viel Unterstützung haben und wir haben die, die überhaupt keine Unterstützung haben. Wir haben Problemkinder, die sich schlecht an Regeln halten. Und so länger die bei uns am Nachmittag sind, desto besser können wir die erziehen.


Aber das trifft doch auf jede Grundschule zu?

Richtig. Aber wir können die Zeit ausdehnen am Nachmittag und die erzieherische Arbeit dann konsequenter fortführen. Von den Migrantenkindern, die zu Hause nur in ihrer Heimatsprache sprechen, ganz zu schweigen. Wir würden die dann auch länger in einer deutschsprachigen Umgebung behalten und sie würden mehr lernen.


Steht die Finanzierung?

Wir kriegen vom Land für jeden Schüler 820 Euro pro Schuljahr und von der Stadt 415 Euro. Ein Teil der 415 Euro holt sich die Stadt von den Eltern zurück durch sozial gestaffelte Elternbeiträge von 20 bis maximal 100 Euro pro Monat. Einen Nullbeitrag gilt für Sozialhilfeempfänger. Wir haben mit unserem Träger verabredet, wir wollen fünf Prozent Schüler darüber hinaus einfach so aufnehmen können. Damit werden Lehrer in die Lage versetzt, zu einem Schüler zu sagen: ›Um Dich kümmert sich keiner, schön wäre es wenn Du kommst‹. Wir wollen dadurch den sozialen Aspekt dadurch noch verstärken. Wir haben natürlich Eltern, die sich nicht kümmern: Die keine Anträge stellen und die sich allgemein nicht um ihre Kinder kümmern.