Webwecker Bielefeld: luther02

Reformation am Weltspartag (Teil 2)



Dafür geizt der Film aber nicht mit unfreiwilliger Komik. Zum Beispiel bei der Entführung im Wald auf dem Rückweg vom Reichstag in Worms, die es ja wirklich einigermaßen in sich hätte, weil es am Ende noch eine Überraschung gibt, rutscht dem Regisseur alles weg. Da orientiert er sich wohl lieber an Monty Python und lässt Luthers Begleiter behaupten, dass er der gesuchte Luther sei: »Ich bin Brian! – Nein, ich bin Brian! – Nein, ich bin Brian! Und meine Frau ist auch Brian...«

Die Hälfte der Klosterbrüder – und auch von denen tauchen naturgemäß viele auf, allerdings spielen sie fast durchweg keine richtige Rolle – macht den Eindruck, als seien sie Klone von Dirk Bach in der Serie als "Kleiner Mönch", und es lässt sich fast erwarten, dass auch noch "Flora die Feldermaus" aus irgendwelchem Kirchengebälk herunterschwebt. Solche Zuschauerphantasien erfüllen sich zwar nicht. Was demgegenüber aber ganz real zu sehen ist: die Nasenspitze von Mathieu Carrière (er spielt den fiesen Kardinal Cajetan), die beim Reden mitwippt, wenn man ihn im Profil sieht! Das hat wirklich ganz eigene Qualitäten.

Wo wir bei den Schauspielern sind: Ausgerechnet Uwe Ochsenknecht als Papst Leo zu besetzen ist schon an sich ein schlechter Witz, der auch durch die albernen Klamotten, die man als Papst seinerzeit tragen musste, nicht viel besser oder erträglicher wird. Die meisten andern versuchen allem Anschein nach tapfer, gegen ein völlig verquastes Drehbuch anzuspielen und rauszureißen, was nur irgend geht. Sind ja schließlich allesamt ziemlich große Stars, aber sie kriegen es nicht hin, den Film zu retten. Man lässt sie allerdings auch nicht, niemand ist lange genug im Bild, um seine Rolle auch nur ansatzweise auszuspielen. Außer Lutherdarsteller Fiennes vielleicht, der natürlich dauernd irgendwie zu sehen ist, was es für ihn aber nicht leichter macht, denn dieser Drehbuch-Luther ist einfach nur flach und plakativ.

Eine Art Ausnahme macht einzig der listige Peter Ustinov, der seine Rolle als sächsischer Kurfürst Friedrich der Weise am Drehbuch vorbei einfach heimlich mit eigenem Leben füllt. Er wirkt in den albernen Klamotten, die man als Kurfürst wohl seinerzeit tragen musste (warum soll es einem weltlichen Fürsten auch besser gehen als einem geistlichen), zwar manchmal wie weiland Margaret »Miss Marple« Rutherford, aber das macht gar nichts, weil er sich dazu auch den passenden schelmisch-altersweisen Gesichtsausdruck aufsetzt und eben mal selber in die Rolle reinlegt, was nicht aus ihr rauszuholen war.

Wenn er sich das nun gespart hätte! Es gäbe wirklich nichts mehr, was von diesem Film positiv in Erinnerung bliebe.