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Braune Bücher in der Unibibliothek (Teil 3)



Rektor Dieter Timmermann kann keine Aussage darüber treffen, ob der Einkauf der zahlreichen rechtsextremen Bücher in der Fachbibliothek Soziologie auf Bieberstein zurückgeht. Er räumt aber ein, dass neben Dozenten auch die Fachreferenten selber Bücher bestellen können. »Es ist aber im Moment so, dass wir keine Informationen darüber haben, wer welche Bücher bestellt hat«, beschreibt Timmermann das Problem der Universität. An dessen Lösung arbeite man aber. »Wir haben heute morgen mit dem Bibliotheksdirektor gesprochen und er hat uns gesagt, dass man versucht, das ein wenig zu recherchieren. Er ist aber relativ skeptisch, ob da wirklich repräsentative Ergebnisse zustande kommen, weil normalerweise die Besteller nicht festgehalten werden«, hat Timmermann aber wenig Hoffnung auf Klärung.

Der Vorsitzende des Allgemeinen Studierendenausschusses AStA, Stefan Bröhl findet es seltsam, dass es nicht möglich sein soll, zu rekonstruieren, wer Bücher bestellt hat. Er kritisiert auch das Rektorat, das seiner Meinung nach viel zu spät handelt. »Wir haben letzte Woche im Rektoratsgespräch gefragt, ob gerade bei Bieberstein nach solcher Literatur geprüft wurde. Da wurde uns gesagt, dass es dafür keinen Anlass gebe und man auch nicht glaube, dass solche Literatur in der Bib stehen würde«, beschreibt er die Reaktion des Rektorats.

»Wenn sich niemand daran stört, dass da so etwas steht, sind wir auch nicht gefragt«, begründet Rektor Timmermann die bisherige Untätigkeit der Hochschulleitung in dieser Frage. Aber nicht nur an rechtsradikaler Literatur hat sich bisher niemand gestört. Auch die Klassifikation der Bücher in der Soziologieabteilung über ethnische Minderheiten ist in mehr als dreißig Jahren niemandem aufgefallen: Bücher über schwarze Minderheiten stehen unter NE. Die Übersicht am Regal erklärt, dass es sich dabei um Literatur über »Neger, Afrikaner« handelt. Folgerichtig sind Bücher über Sinti und Roma unter ZI für »Zigeuner« zu finden, darunter die Erinnerungen Buch einer Sintezza, die den Holocaust überlebte.

»Die, die so was gut finden, melden sich wahrscheinlich nicht und die anderen gehen wahrscheinlich gar nicht ran an die Literatur«, vermutet Timmermann, fügt jedoch hinzu: »Man ist da wohl nicht sensibilisiert gewesen, das sind wir jetzt.« Die Konsequenz ist, dass die Kategorisierung geändert wird. Timmermann weist aber auch darauf hin, dass sie mit Bieberstein nichts zu tun habe: »Der Bibliotheksdirektor Lossau hat mir ein Ausleihformular von 1970 gezeigt, da ist das auch schon so gewesen. Bieberstein kam aber erst 1974.«

Für den hat die rechtsradikale Literatur in der Bibliothek jetzt Konsequenzen. Bücher aus rechtsradikalen Verlagen darf er nur auf Bestellung durch Dozenten oder nach Rücksprache mit dem Bibliotheksbeauftragten der Fakultät bestellen.