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Familie Bozkurt darf bleiben (29.10.2003)



Zu einer positiven Lösung kam es jetzt beim Konflikt mit der Ausländerbehörde des Kreises Lippe in Bezug auf die gescheiterte Abschiebung der kurdischen Familie Bozkurt aus der Gemeinde Silixen im Extertal: Am 5. Mai, dem Geburtstag von Frau Bozkurt, sollte Herr Bozkurt mit den drei minderjährigen Kindern – ohne die Mutter, für die noch keine Passersatzpapiere vorlagen – in die Türkei abgeschoben werden, obwohl ein Petitionsantrag an den Landtag Nordrhein-Westfalen gestellt worden war. Die gesamte Familie tauchte unter und in Silixen bildete sich umgehend ein Unterstützungskreis aus FreundInnen und Nachbarn. Er sammelte in kürzester Zeit Geldspenden und über 500 Unterschriften für ein Bleiberecht der Familie. Eine Delegation aus Silixen wurde beim Landrat des Kreises Lippe vorstellig. Der Unterstützungskreis setzte sich immer wieder öffentlich für die Bozkurts ein.

Am 11. Juli erhielt zunächst Frau Bozkurt eine Duldung und konnte mit den drei Kindern wieder in Silixen leben. Herrn Bozkurt, der weiterhin auf der Fahndungsliste stand, wurde von der evangelischen Gemeinde Silixen Kirchenasyl gewährt.

Am 23. Juli tagte der Petitionsausschuss des Landes Nordrhein-Westfalen im Detmolder Kreishaus. Vor der Tür der Ausländerbehörde warteten viele Freundinnen und Freunde aus dem Unterstützungskreis. Am Ende der Sitzung war erreicht, dass die gesamte Familie eine Duldung bis Ende Oktober erhält, um durch ein ärztliches Gutachten den Gesundheitszustand von Frau Bozkurt zu klären.

Nun ist das von Frau Bozkurt vorgelegte Gutachten, das eine »posttraumatische Belastungsstörung« diagnostiziert, auch durch das Gesundheitsamt des Kreises bestätigt worden und die Familie erhielt zunächst eine einjährige Duldung. Von der Ausländerbehörde ist dem Ehepaar aber auch gleich mitgeteilt worden, dass sie nun keine Abschiebung mehr zu befürchten hätten.

Kathrin Dallwitz vom Bielefelder Flüchtlingsrat: »Trotz des Aufatmens und der großen Erleichterung bei Familie Bozkurt war die permanente Angst vor einer Abschiebung eine enorme Belastung, die aus ausländerrechtlicher Sicht so nicht hätte sein müssen«. Diether Kuhlmann vom Detmolder Internationalen Beratungszentrum (ibz) ergänzt: »Wir waren zu Gast in Silixen, als die Kirchengemeinde zu einem Beisammensein einlud. Wir sind noch immer beeindruckt von dem herzlichen und konsequenten Engagement des Unterstützungskreises für die bedrohte Familie. Ohne diese Anteilnahme wäre die jetzt erreichte aufenthaltsrechtliche Situation unmöglich gewesen«.

Unter www.hiergeblieben.de können die Veröffentlichungen zur Familie Bozkurt chronologisch – am einfachsten über die Suchmaschine auf der Startseite – abgerufen werden