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Leben auf dem Neumarkt?



Amerikahaus
Leerstand Neumarkt: Das Amerikahaus ist seit Jahren geschäftsfreie Zone


Seit Jahren wird eine Lösung für die innerstädtische Brachfläche Neumarkt gesucht. Der Kauf der Telekom-Immobilien durch einen Münchner Immobilienfonds könnte demnächst Leben auf den totesten Fleck der Bielefelder Innenstadt bringen.







Von Mario A. Sarcletti

Eigentlich sollten bereits Ende 2001 Kräne auf dem Neumarkt zwischen Telekom-Hochhaus und Amerikahaus stehen, für Mitte diesen Jahres war die Eröffnung der innerstädtischen Einkaufsmeile geplant. »Das Konzept für den neuen Neumarkt steht«, freute sich die Neue Westfälische im März 2001. Passiert ist bis heute nichts. Außer, dass das öde, von einem unvollendeten Rohbau und dem leerstehenden Amerikahaus flankierte Betonviereck im Sommer 2002 als Ort der Abschlusskundgebung einer großen Studierendenkundgebung gegen Studiengebühren zumindest einige Berühmtheit als verstecktester Demonstrationsort Deutschlands erlangte. Auch wenn die Demonstranten empört über den von der Polizei zugewiesenen Platz waren, wurde ihm durch die Kundegebung immerhin zum ersten Mal seit langem wieder Leben eingehaucht.

Versuche den Platz zu beleben gab es einige. Einzelhandel im Amerikahaus sollte Kunden anziehen. Der Versuch scheiterte: Eine Spielwarenhandelskette und ein Supermarkt zogen wieder aus. Die Idee den Wochenmarkt vom Kesselbrink auf den Neumarkt zu verlegen, scheiterte am Widerstand von Markthändlern und –kunden. Im September 1999 stieg dann der Projektentwickler Europlan in die Wiederbelebungsversuche ein. Das Bielefelder Unternehmen möchte auf dem Gelände zwischen Herforder Straße und dem Amerikahaus eine überdachte Passage errichten, in die denkmalgeschützte »Alte Post« an der Herforder Straße sollen Läden und Gastronomie einziehen. Die sollen durch einen Durchbruch zur U-Bahn-Station Jahnplatz für potenzielle Kunden besser erreichbar sein. Für das Projekt förderlich könnte es sein, dass der Münchner Immobilienfonds H.F.S. der Hypobank Ende vergangenen Jahres das Telekomgelände, zu dem auch das Backsteingebäude der »Alten Post« gehört, für 38 Millionen Euro erworben hat.

Damit nähert sich H.F.S. der städtischen Vorgabe an, dass der Investor im Besitz aller Flächen des Neumarktes sein muss, um großflächigen Einzelhandel ansiedeln zu können. Allerdings befinden sich zwei Grundstücke noch in privater Hand, Insider sind aber optimistisch, dass H.F.S. diese bald erwerben kann. Und dann ist da noch der Rohbau des so genannten L-Riegels an der Paulusstraße. Der soll am 30. Januar zwangsversteigert werden. An diesem Termin wird es allerdings wohl noch keinen neuen Eigentümer geben, da bei Zwangsversteigerungen der Preis bei jedem Versteigerungsversuch sinkt. Investoren warten erfahrungsgemäß ab, bis der entsprechend niedrig ist.

Es dürfte also noch einige Zeit dauern, bis die H.F.S. mit dem Bau beginnen kann. Viel Geld soll dann investiert werden: Wurde vor zwei Jahren noch mit Investitionen in Höhe von 100 Millionen Mark gerechnet, gehen Eingeweihte heute von dem gleichen Betrag in Euro aus. Noch nicht klar ist, wer bauen wird, zwei Unternehmen konkurrieren um den Auftrag. Zusätzlich zu den 10.000 qm im Amerikahaus sollen sie 17.000 qm weitere Einzelhandelsflächen errichten. Für die gebe es auch schon potenzielle Mieter, versichern mit dem Projekt Vertraute, weitere Leerstände wie im Amerikahaus seien nicht zu befürchten.