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Wassserschutzgebiet Sennestadt seit 30 Jahren (29.10.2003)




Eindeutiger Schwerpunkt Süden: Dort versammeln sich Bielefelds Wasserschutzgebiete



Wasserschutz wird inzwischen groß geschrieben – aber nicht zu groß: In Wasserschutzgebieten darf Industrie ansiedeln. Auch Neubaugebiete und Landebahnerweiterungen sind drin.


Von Manfred Horn

Wasser ist zum Waschen da, fallerie, fallera. So heißt es in einem netten Kinderlied. Das Vorhandensein von sauberem Wasser ist für Menschen in Ostwestfalen eine Selbstverständlichkeit. Dies haben sie besonderen Anstrengungen und Investitionen in der Vergangenheit zu verdanken. Denn: Auch in einer Region, die über die Senne verfügt, ist sauberes Wasser nichts, was vom Himmel fällt.

So gibt es seit 30 Jahren das Wasserschutzgebiet Bielefeld-Sennestadt. Im Schutzgebiet steht ein Wasserwerk, von den Stadtwerken Bielefeld betrieben. Das Umweltamt hat die Aufgabe, die Qualität des Wassers zu überwachen. Das dortige Wasserwerk II war 1906 das zweite Wasserwerk in Bielefeld. Schon damals wurde der Ort bewusst gewählt. Das Zentrum und der Norden des Stadtgebiets eigneten sich auf Grund des Untergrunds nicht für die Wassergewinnung. Heute liegen die meisten Wasserwerke gar ausserhalb der Stadtgrenzen, was die Bedeutung des Wasserwerks II aber nicht schmälern soll: Wasser muss schließlich transportiert werden. Desto näher ein Wasserwerk an den Kunden, desto sicherer und verlustfreier der Transport. Im Wasserwerk II werden heute noch 600.000 Qubikmeter Wasser entnommen, circa drei Prozent des jährlichen Wasserbedarfs der Bielefelder Haushalte. Das Wasser kann ohne Aufbereitung ins Netz eingespeist werden. Zum Wasserwerk gehören heute 24 Brunnen, die sich über das Gelände des Wasserschutzgebietes verteilen.

Während in Zeiten heftigen Wachstums, sowohl der Bevölkerung als auch der Wirtschaft, vorallem die Wassermenge im Vordergrund stand, hat sich in den letzten zehn Jahren der Gedanke durchgesetzt, dass Wasser ein Qualitätsprodukt sein muss. Schließlich ist Wasser eines der Grundnahrungsmittel eines jeden Menschen. Zwar gab es bereits seit den 1970ern eine Trinkwasserverordnung und Wasserschutzgebiete wie das in Sennestadt wurden ausgeschrieben. Dies änderte jedoch nichts daran, dass in den 1980ern viele Schadstoffe im Wasser gefunden wurden. Im Wasserschutzgebiet Sennestadt führte dies damals dazu, dass teilweise bis zu sieben Brunnen ausser Betrieb genommen werden mussten. Damals machten vor allem chlorierte Kohlenwasserstoffe und Mineralöle Probleme. Das Umweltamt stellte damals krasse Diskrepanzen zum Umweltrecht fest und lokalisierte mindestens vier Verursacher. In Zusammenarbeit mit den Unternehmen sei es jedoch gelungen, die Verunreinigungsquellen abzustellen. Kein Unternehmen sei an den Kosten dafür kaputtgegangen, andererseits seien aber hohe volkswirtschaftliche Kosten entstanden. So musste zum Beispiel ein teuer Sanierungsbrunnen mit Reinigungsanlage betrieben werden, der Wasser an kritischen Stellen pumpte, reinigte und wieder ins Erdreich abgab, erklärt Olaf Kulaczewski von den Stadtwerken Bielefeld

Wasserschutzgebiet heißt nämlich nicht, dass sich dort keine Industrie ansiedeln kann. Im Gegenteil, im Wasserschutzgebiet Sennestadt finden sich 66 Industriebetriebe, die A2 verläuft mitten durch das Gebiet. Nicht ansiedeln dürfen lediglich Atomkraftwerke und Unternehmen mit unterirdischen Tankanlagen oder Galvanik. Auf dem Gelände des Wasserschutzgebietes liegt sogar eine Mülldeponie. Die wurde 1972 kurzerhand eingerichtet, obwohl klar war, dass hier kurze Zeit später ein Wasserschutzgebiet entstehen würde. »Das würde man heute in dieser Form sicher nicht mehr machen«, sagt Kulaczewski dazu. Die Deponie ist inzwischen abgedichtet, sie macht für das Wasser keine Probleme. Geschätze Kosten: immerhin 35 Millionen Euro.