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SOS Frauennotruf



Frauennotruf
Frauennotruf von Kürzungen betroffen
Das gesellschaftliche Bewusstsein über sexualisierte Gewalt ist gestiegen. Das im Januar von der Bundesregierung eingeführte Gewaltschutzgesetz ermöglicht es beispielsweise von häuslicher Gewalt getroffene Frauen, zumindest kurzzeitig einen
Schutzraum in der eigenen Wohnung zu finden und den Mann vor die Tür zu weisen. Es ist der jahrzehntelangen zähen Arbeit vieler Fraueninitiativen zu verdanken, dass
es zu kleinen Fortschritten bei der Sensibilisierung von Gewalt gegen Frauen gekommen ist. Dennoch werden in Deutschland jährlich circa 350.000 Frauen vergewaltigt und zwei bis drei Millionen Frauen von Männern geschlagen.

Doch reicht das Problem-Bewusstsein staatlicher Institutionen genau bis zum tiefen Blick ins Portemonnaie. Diese leidvolle Erfahrung macht gerade der Frauennotruf
in Bielefeld. Er bietet Frauen aller Nationalitäten, die von sexualisierter Gewalt betroffen sind, Beratung und Unterstützung. Die Stadt verabschiedete die Kürzung der Mittel und vom Land droht, im Haushalt für 2003 sämtliche Mittel gestrichen zu bekommen. Die
Konsequenz: Die jetzige Struktur des Frauennotrufes könnte nicht erhalten bleiben, viele Frauen in Not müssten abgewiesen werden.

»Wir sind 14 Stunden in der Woche telefonisch erreichbar, davon zwei Stunden in russischer und zwei Stunden in türkischer Sprache«, erzählt Melanie Rosendahl, Mitarbeiterin des Frauennotrufs Bielefeld.
Nach dem ersten Telefonkontakt erfolgt die weitere Unterstützung möglichst zeitnah, oft noch am selben Tag. Qualifizierte und engagierte Mitarbeiterinnen versuchen, in die durch erfahrene Gewalt ausgebrochenen Krisen der betroffenen Frauen zu intervenieren. Sexualisierte Gewalt kennt dabei viele Gesichter: beispielsweise
Vergewaltigung, Telefonterror, sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz oder auf der Straße. Zusammen mit der Gleichstellungsbeauftragten der Uni Bielefeld berät der
Frauennotruf seit 1999 auch in der Universität Studentinnen und Mitarbeiterinnen, die mit sexualisierter Gewalt konfrontiert sind. Wenn erforderlich, begleiten Mitarbeiterinnen Frauen auch vor Gericht oder gehen mit ihnen zur Kripo, in Kliniken und zu Rechtsanwältinnen.
»In den letzten Jahren hat sich unser Beratungsangebot weiter entwickelt. Als ein weiterer Schwerpunkt ist beispielsweise die muttersprachliche Beratung von
Migrantinnen hinzugekommen«, sagt Rosendahl.

Ein weiterer wichtiger Baustein ist die Öffentlichkeitsarbeit. Der Frauennotruf will Frauen erreichen. Hier nehme der Frauennotruf eine Aufgabe wahr, die gesamtgesellschaftlich sei, ergänzt Rosendahl.
Zum einen will der Frauennotruf als Hilfsangebot auf sich aufmerksam machen, zum anderen aus feministischer Perspektive auf Missstände aufmerksam machen und
gesellschaftliche Veränderungen zur Stärkung weiblicher Identität anstoßen.