Webwecker Bielefeld: Stukenbrock02

Geschichte des Stalag 326 Stukenbrock (Teil 2)



Das Leben der Gefangenen wurde von verschiedenen Faktoren bestimmt:
Maßstab für die Behandlung der Gefangenen war nicht die Genfer Konvention von 1929, sondern die NS- Weltanschauung. Willkürmaßnahmen von Seiten der Wachmannschaften, aber auch der Zivilbevölkerung, war dadurch Tür und Tor geöffnet. Immer wieder suchten zudem Einsatzkommandos der Gestapo nach aus ideologischen Gründen »untragbaren« Gefangenen wie Kommissaren, Juden, Intelligenzlern, die sie »aussonderten« und in das KZ Buchenwald zur Exekution, ab Mitte 1942 zum Teil auch zum Arbeitseinsatz, brachten. Bis Kriegsende wurden rund 4.600 Mann dorthin transportiert.

Ab Herbst 1942 wurden Gefangene für den Bergbau zu Zehntausenden durch das Lager geschleust. Bis zur Befreiung wurde es von rund 300.000 Männern durchlaufen. Sie wurden teilweise in großen Zelten untergebracht. Unterbringung, Mangelernährung und körperliche Erschöpfung ließen die Todesrate rapide ansteigen: allein in den letzten drei Monaten des Jahres 1942 starben etwa 5000 Mann.

Während die westlichen Gefangenen gemäß der Genfer Konvention behandelt wurden und deren Leben daher verhältnismäßig erträglich war, gestaltete sich die Situation der als »slawische Untermenschen« eingeordneten Polen und Serben erheblich schlechter. Unter diesen standen, den Sowjetgefangenen durchaus vergleichbar, nur noch die italienischen Militärinternierten, denen man Treuebruch und Verrat am deutschen Volk vorwarf. Mit etwa 700 Toten hatte diese Gefangenengruppe dann auch die zweithöchste Zahl an Opfern zu beklagen.

Als am 2. April 1945 US-Truppen das Lager befreiten, fanden sie dort noch etwa 9.000 sowjetische Gefangene vor. Auf der Suche nach Nahrung, aber auch aus Rache plünderten viele von ihnen die umliegenden Bauernhöfe. Ein Sachverhalt, der der Bevölkerung stärker im Gedächtnis geblieben ist als die Zustände im Lager in den vier Jahren zuvor. Bis zum Sommer 1945 wurden die Gefangenen in die Sowjetunion zurückgeführt, dort aber in einigen Fällen wiederum als »Verräter« oder »Kollaborateure« verfolgt und gebrandmarkt.