Webwecker Bielefeld: unten02

Politik von unten (Teil 2)



Ich denke, dass es in Bielefeld noch weitere sehr wichtige Themen gibt. Ich möchte jetzt mal eines anreißen: Wir stehen immer wieder vor der Situation im sozialen Bereich, dass gerade den Menschen, die am allerwenigsten haben, auch noch das Wenige genommen wird. Da müssen wir zu neuen Versorgungsformen kommen. Natürlich stehen für uns da dezentrale Versorgungsformen im Vordergrund, die aus der Nachbarschaft kommen und sich an der Gemeinde orientieren, wo sich wieder gegenseitig geholfen wird. Bei denen man aber natürlich auch fachlichen Rat bekommt, das Ganze muss natürlich auch vom Sozialamt unterstützt werden. Das ist sicher ein wichtiges weiteres Aufgabenfeld.

Es steht ja auch in Ihrer Satzung drin, dass Politik sozial sein soll. Nun sind ja im Moment soziale Themen die Themen in diesem Land, von den Bielefelder Parteien war ja außer von der PDS praktisch nichts dazu zu hören. Haben Sie in dieser Frage eine Nähe zur PDS?

Ja, das vermute ich.

Nochmal zum Thema Bürgerinitiativen: Auf der Gründungsversammlung der BWB war viel Frust über die Bielefelder Kommunalpolitik zu hören. Leute, die sich engagieren, haben das Gefühl von den Politikern verarscht zu werden. So wurden ja zum Beispiel in dem Moment, als die Unterschriften für den Schutz der Bäume an der Sparrenburg übergeben wurden, diese gefällt. Ist dieses politische Klima in Bielefeld Ihrer Meinung nach etwas besonderes?

Ich würde das mal an einem Beispiel klar machen: Als wir als Wählergemeinschaft den Weg zur Kommunalwahl eingeschlagen haben, haben wir sehr früh das Gespräch mit den Grünen gesucht. Auch weil es Modelle in anderen Städten gibt, zum Beispiel in Freiburg, wo Listen geradezu parallel antreten, nicht gegeneinander. In dem Fall in Freiburg waren das Grüne und andere Wählergemeinschaften als befreundete Listen, also eben nicht gegeneinander. Das war in Bielefeld nicht möglich.

Das hat ja eine Geschichte in Bielefeld, dass hier auch immer wieder von der Politik Entscheidungen getroffen wurden, die eigentlich absurd sind. Ich denke da zum Beispiel an den Ostwestfalendamm, für den ein Ganzes Viertel zerstört wurde, oder eben die B66n. Ist das eine Bielefelder Besonderheit, es werden ja auch gerne Witze über Bielefeld gemacht?

Ich sehe das ganz anders. Um noch einmal auf den sozialen Bereich zurückzukommen: Bielefeld ist zum Beispiel bundesweit die Stadt, die am meisten Wohnprojekte von alten, jungen und behinderten Menschen zusammen hat, die neue Formen versuchen. Ich denke, dass in Bielefeld ein sehr großes Potenzial da ist an neuen Ideen, an Bürgern, die Verantwortung übernehmen wollen. Ich denke auch, dass sich das zeigen wird, zum Beispiel auch bei der nächsten Kommunalwahl.

Ja, aber die Politiker scheinen das gar nicht gerne zu sehen. Da gibt es ja eine Partei, die angeblich auch aus Bürgerinitiativen entstanden ist, nämlich die BfB. Die ist ja im vergangenen Jahr dazu übergegangen, Bürgerinitiativen in Zeitungsanzeigen zu beschimpfen.

Das ist richtig. Interessant ist, wenn man heute nachfragt, ist praktisch keiner für den Abriss der Delius-Eisbahn gewesen. Ich hoffe da auf das Gedächtnis der Wählerinnen und Wähler.