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Ganz normal oder ganz betrunken (Teil 2)



Besonders in Baumheide und Sieker gibt es immer mal wieder Probleme. Die Jugendlichen sind hier mit der schillernden Welt von Möglichkeiten konfrontiert. Dem steht oft eine enge Familie gegenüber, die wenig Freiheiten zulässt. Und große Fragen bleiben unbeantwortet: Was werde ich beruflich, wie finde ich meinen Platz in dieser Gesellschaft? Alkohol trinken geht dann immer, weil es oft alltäglich ist. Beispielsweise wenn auch das Oberhaupt der Familie, der Familienvater, trinkt. Hinzu kommt latente Gewalt.

Spannungen gibt es in Baumheide und Sieker in bestimmten Stadtteilen, wo russlanddeutsche auf türkeistämmige Jugendgangs treffen. Der Austausch von Bevölkerungen, unterschiedliche Rechte und Perspektiven, geht nicht spurlos vorüber. Oft sprechen die türkeistämmigen Jugendlichen besser deutsch, weil sie schon länger in Deutschland leben. Und sie wissen: Die anderen sind Deutsche mit vollen Rechten, wir aber nicht. Wenn dann allmählich ein vormals ›türkischer‹ Wohnblock mehrheitlich von ›Russen‹ bewohnt wird, sind Probleme vorprogrammiert.

Die Sozialarbeit ist dort vor Ort. Doch Projekte laufen aus, weil das Geld fehlt. Auch das Gemeinschaftsprojekt von Caritas und DRK ist zunächst auf drei Jahre begrenzt, finanziert durch das Bundesamt für Flüchtlinge und Aussiedler und Eigenmitteln der Caritas und des DRK. Mangelnde kulturelle Kompetenz, vor allem in der russischen Sprache, macht den Zugang zu den Jugendlichen schwierig. Das Caritasprojekt will genau diese Barrieren brechen. Es will über die Folgen von Sucht aufklären, aber auch Multiplikatoren aus der Gruppe der Aussiedler gewinnen. Das Projekt will sich mit anderen Projekten vernetzen, die sich aus sozialarbeiterischer Sicht um Migranten kümmern, will die Selbsthilfe anregen. Dafür geht Natalie Kusmin in die Kindergärten, Kirchen, Jugendtreffpunkte, Landsmannschaften, ist vor Ort.

Weitere Informationen zur Beratungsstelle ›Sucht und Migration‹ bei der Caritas Bielefeld , Turnerstraße 4, Tel.: 0521/9619-105