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Wolfgang Benz (Hg.), "Überleben im Dritten Reich. Juden im Untergrund und ihre Helfer.“ (Teil 2)



Auch wenn die Unterstützung verfolgter JüdInnen in Deutschland nicht gleich mit dem Tod bestraft wurde, wie z.B. in Polen, so war es dennoch nicht ungefährlich. Es gab z.B. Denunziationen, die zu Verhaftungen durch die Gestapo führten. Um nur einen untergetauchten Menschen längerfristig sicher verstecken zu können, brauchte es oft mehrere HelferInnen, besser ein funktionierendes Netzwerk, Notwendige Konspirativität musste oftmals erst entwickelt werden, vormals „anständige Leute“ mussten lernen, Gesetze zu übertreten, Lebensmittel zu organisieren, gefälschte Papiere zu besorgen, ...

Deutlich wird in den Beiträgen allerdings, dass vor allem die untergetauchten Juden und Jüdinnen die Anstrengung des Überlebens, die Organisierung des absolut entrechteten und illegalen Alltags tragen mussten. Sie brachten den Mut auf, sich der Deportation zu widersetzten. Sie trafen die Entscheidung unterzutauchen und eine ungewisse Situation auszuhalten, die vielleicht das Überleben ermöglichen würde. Die Entscheidung, sich der Deportation zu entziehen, muss nach Benz als Akt des jüdischen Widerstandes gewertet werden.

Und noch eins wird nach der Lektüre deutlich: die Erforschung der Überlebenswege verfolgter jüdischer Menschen und der Motive der RetterInnen, die noch am Anfang steht, hält der NS-Gesellschaft einen Spiegel vor: „Die Retter der Juden vergaß man, nicht nur, weil sie selbst kein Aufhebens von ihren Taten machten, sondern weil ihr Engagement die Behauptung der Anspruchslosen, man habe nichts machen können gegen den Terror, als Legende entlarvt.“ Ein notwendiges und spannendes, aber auch nachdenkliches und trauriges Buch, nicht alle Rettungsbemühungen glückten. (rk)

Wolfgang Benz (Hg.), "Überleben im Dritten Reich. Juden im Untergrund und ihre Helfer.“ C.H. Beck Verlag, 2003, 349 S., 24,90 Euro