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Friedensfacharbeiter (Teil 2)



Dass das Konzept der offensiven Kriegsdienstverweigerung in der Türkei nur schwer Fuß fassen kann, liegt für Jörg Rohwedder an der Rolle, die das Militär in der Gesellschaft spielt. »Die Armee gilt seit der Staatsgründung als Wächter der Demokratie«, sagt er. In instabilen Zeiten habe die geputscht, bis wieder Ruhe und Ordnung eingekehrt sei. Außerdem sei der Eintritt in die Armee mit 21 Jahren für junge Männer so etwas wie ein Initiationsritus. Zudem gebe es auch von linken Parteien keine Unterstützung für antimilitaristische Initiativen. »Und auch die PKK hat ein Wehrpflichtgesetz ohne das Recht auf Kriegsdienstverweigerung für Kurdistan beschlossen«, sieht er den Militarismus fest in der Gesellschaft verankert.

Dies aufzubrechen ist Jörg Rohwedder in den zwei Jahren ebenso wenig gelungen, wie das Knüpfen eines dauerhaften Netzwerks von Verweigerern. Dennoch kann er die Arbeit als Friedensfachkraft empfehlen. »Ich konnte Multiplikatoren Trainingsmethoden des gewaltfreien Widerstands vermitteln«, beschreibt er einen Erfolg seiner Tätigkeit. Von diesen Methoden profitiere jetzt auch die globalisierungskritische Bewegung in der Türkei. Jörg Rohwedder nennt noch einen weiteren Grund, warum er die stressige Arbeit empfehlen kann: »Es ist gut, einmal die eigene Gesellschaft von außen zu betrachten.«

Am Mittwoch, den 26. Mai findet die nächste Veranstaltung der Reihe zu internationaler Friedensarbeit statt. Anne Dietrich wird von ihrem Einsatz im Tschad berichten. In dem von jahrzehntelangen Bürgerkriegen zerrütteten Land bildete sie Lehrkräfte in Methoden zu gewaltfreier Konfliktlösung aus. Der Vortrag beginnt um 18.15 Uhr in Hörsaal 2.