Webwecker Bielefeld: hinzundkunz2004

Hinz und Kunz und Müller-Lüdenscheid (26.05.2004)





Im Rahmen der Public Domain des Vereins ›FoeBuD‹ kommt Konrad Kunze, Professor für Sprachgeschichte an der Universität Freiburg, am Sonntag, 6. Juni, nach Bielefeld. Kunze hat sich intensiv mit der Geschichte von Namen beschäftigt. Dafür geht er zurück in die Geschichte. Er zeigt Entwicklungstendenzen im Mittelalter auf, so die Möglichkeit, Namenglieder zu kombinieren. Herausgekommen sind solch blendende Vornamen wie Trudhild. Er zeigt an vielen Beispielen, wie sich die Namen weiterentwickelten: vom Rufnamen über den Beinamen hin zum Familiennamen. In den Städten des Mittelalters konzentrierten sich immer mehr Menschen auf engem Raum, womit auch die Notwendigkeit wuchs, Personen namentlich unterscheiden zu können. Auch Erbansprüche wurden so eindeutiger. Die Entwicklung im deutschen Gebiet verlief dabei aber äußerst uneinheitlich: Während in Köln Familiennamen schon im 13. Jahrhundert üblich waren, galt dies für Friesland erst im 19. Jahrhundert.

Wo aber kommen die Familiennamen überhaupt her? Kunze hat geforscht: Viele Nachnamen sind ursprünglich Übernahmen des Vaternamen, andere geben Auskunft über die Herkunft, den Ort der Wohnstätte, deuten auf einen Beruf, Körpermerkmale oder Charaktereigenschaften. Dies lässt sich auch noch in der Gegenwart ablesen: Circa zehn Prozent aller Bundesdeutschen heißen Müller oder Mueller, dicht gefolgt von Schmidt, Schmitt oder Schmid. Wie genau die Namen geschrieben wurden, war regional unterschiedlich: Wer in Bayern Schmidl hieß, hatte in Norddeutschland eher den Namen Schmidtke weg. Namen sind geographisch zuordbar. Andersrum gesagt: Aus einem Namen lässt sich herleiten, in welcher Region er entstanden ist.

Auch ein Blick über die deutschen Grenzen ist möglich: Frau Schmidt, Herr Kowalski, Frau Ferrero, Herr Demirci und Frau Kovacs haben etwas gemeinsam: Einen Vorfahren, der das Schmiedehandwerk ausübte. In Namen verdichten sich historische Entwicklungen, in Vergessenheit geratene Techniken und Handwerkskünste -- und so reicht die Beschäftigung mit dem Namensschatz einer Sprache weit über die Linguistik hinaus. Kunze hat die Geschichte der deutschen Vor- und Familiennamen in einem Namenskunde-Atlas zusammengefasst.


Public Domain 131: Sonntag, 6. Juni, ab 15 Uhr im Bunker Ulmenwall, Kreuzstraße 0.
Konrad Kunze: dtv-Atlas Namenskunde. ISBN: 3-8289-4159-1