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All you need is ›help‹ (16.06.2004)




Szenespezifische Zugänge: Das Help-Netzwerk


>›Help‹ heißt die neue Kampagne eines Bündnisses von Drogenberatung, Gebal, Aids-Hilfe und des Gesundheitsamtes der Stadt Bielefeld. Drogenabhängige und Schwule sind die Zielgruppen. Es geht um die Impfung gegen Hepatitis A und B.


Von Manfred Horn

Die Zahlen sprechen keine gute Sprache: Übertragbare Krankheiten bei schwulen Männern sind wieder im Anstieg begriffen, berichtet Peter Struck, Geschäftsführer der Bielefelder Aids-Hilfe. Etwa 11 bis 15 Prozent aller schwulen Männer in Deutschland sind bereits mit der Hepatitis B in Berührung gekommen. Schwierig auch die Situation in der offenen Drogenszene. Dort spielt Hepatitis inzwischen eine größere Rolle als HIV-Infektionen. Exakte Zahlen gibt es nicht. Aber Harald Schiblon, Leiter des Drogenhilfezentrums Borsigstraße, berichtet, dass in Bielefeld 50 bis 70 Prozent der inhaftierten Drogenabhängigen Hepatitis haben.

Hepatitis wird auch einfach Gelbsucht genannt. Dies ist jedoch nicht ganz korrekt: Die Gelbverfärbung der Haut kann zwar auf eine Hepatitis hinweisen, aber auch andere Ursachen sind möglich: Malaria beispielsweise.

Unter dem Begriff Hepatitis werden alle entzündlichen Erkrankungen der Leber zusammengefasst, so leitet sich der Begriff aus dem Griechischen ab: hepar steht für Leber, -itis für Entzündung. Auslösende Ursachen können verschiedenste Schadstoffe wie Viren, Bakterien oder parasitäre Infektionen sein. Hepatitis für zur Schädigung der Leberzellen und kann dauerhafte Störungen der Leberfunktion zur Folge haben – auch eine chronische Hepatitis kommt in circa zehn Prozent der Fälle vor. Die Leber als größte Drüse des menschlichen Körpers ist wichtig: In ihr finden Eiweiß-, Kohlenhydrat- und Fettstoffwechselvorgänge statt und werden Hormone und Fremdstoffe abgebaut.

Bei der Virushepatitis sind gegenwärtig sechs verschiedene Formen bekannt: Hepatitis A, B, C, D, E und G. Während Hepatitis A und E grundsätzlich akut auftreten, können Hepatitis B, C und D zu chronischen Verläufen mit teilweise schweren Komplikationen führen.

Inzwischen gibt es Impfstoffe gegen Hepatitis A und B, wobei eine Impfung gegen Hepatitis B auch vor einer Infektion vor Hepatitis D schützt. Die Impfung erfolgt in drei Schritten in einem halben Jahr besteht ungefähr ein Schutz für zehn Jahre, bei immungeschwächten Menschen, zu denen häufig Drogenabhängige zählen, ist die Schutzzeit ungefähr halbiert. Möglich auch, dass es auf Grund des geschwächten Immunsystems zu gar keiner Reaktion kommt: Dann werden keine Antikörper gebildet, die Impfung bleibt erfolglos. Aber in jedem Fall risikoarm: Einzige negative Folge kann ein vorübergehendes Gefühl von Abgeschlagenheit sein. Gegen Hepatitis C gibt es bis heute keine Impfung. Hier lässt sich das Risiko aber durch kondomgeschützten Geschlechtsverkehr vermindern.

Die Ständige Impfkommission am Robert-Koch-Institut (Stiko) empfiehlt bestimmten Risikogruppen die Impfung, neben Schwulen und Drogenabhängigen auch GesundheitsarbeiterInnen und Jugendliche bis 18 Jahren. Die Krankenkassen richten sich nach den Stiko-Empfehlungen, also sind die Impfungen für diese Gruppen kostenlos.

Die Kampagne ›Help‹ gliedert sich in zwei Teile: Information und Impfung. Der Informationsteil beginnt praktisch am Samstag beim Christopher Street Day. Dort will die Aids-Hilfe erste Aufklärungsflugblätter verteilen. Zugleich sollen während der Kampagne Infos über das Hilfesystem bei Drogenabhängigkeit vermittelt werden.