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Ausgezeichnete Ideen (07.07.2004)







Studierende der Universität Bielefeld haben ein Controlling- und Marketingkonzept für die Neue Schmiede in Bethel entwickelt. Es soll helfen die Arbeitsplätze von vier Behinderten langfristig zu sichern. Ende Juni gewannen die Studierenden mit dem Konzept einen bundesweiten Wettbewerb.


Von Mario A. Sarcletti

»Wir freuen uns über die vielen kreativen Ideen der Studierenden, auf die wir so erstmal nicht gekommen wären«, zeigt sich Reinhard Bücker, Geschäftsführer der Neuen Schmiede in Bethel, dankbar dafür, dass die Mitglieder der studentischen Unternehmensberatung STUNT ausgerechnet das Kulturzentrum und Bistro in Bethel für die Entwicklung eines Controlling- und Marketingkonzeptes wählten. Mit dem Konzept traten sie Ende Juni in München beim diesjährigen SIFE-Wettbewerb an. Und gewannen.

SIFE steht für Students in Free Enterprise, was in etwa Studenten im freien Unternehmertum bedeutet. Die Initiative, die von ihrer Gründung 1975 bis zum Jahr 1995 auf die USA beschränkt war, ist heute an 1600 Universitäten in 40 Ländern vertreten. Jährlich findet so etwas wie eine Weltmeisterschaft der Nachwuchsunternehmer mit nationalen Vorausscheidungen statt. Bedingung ist, dass die teilnehmenden Projekte nicht nur wirtschaftlich schlüssig, sondern auch sozial engagiert sind.

Die Bielefelder Studierenden verschiedener Fachbereiche kamen deshalb auf die Idee in Bethel anzufragen, welcher Einrichtung man sich widmen könne, und wurden an die Neue Schmiede verwiesen. Dort arbeiten zehn Menschen, vier von ihnen mit Behinderung. »Bei uns werden sie nach Tarif bezahlt«, beschreibt Reinhard Bücker einen Unterschied zu vielen anderen Behinderteneinrichtungen. »Dadurch können sie sich eine eigene Wohnung leisten und ihr Leben selbst gestalten«, nennt Bücker als einen Vorteil für seine Mitarbeiter. Die sollen in der Neuen Schmiede in drei Jahren fit werden für einen »normalen« Arbeitsplatz.

Am Anfang der Zusammenarbeit zwischen den STUNTmännern und -frauen und den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Neuen Schmiede standen Workshops. Dabei wurden Marketingideen entwickelt. Unter anderem enstand ein Fragebogen, mit dem der Bekanntheitsgrad der Neuen Schmiede in der Bielefelder Bevölkerung ermittelt wurde. Teilnehmer der Befragung erhielten eine Coupon für ein Dinner for two, auch das eine Idee, die aus der Kooperation entstand. Wenn zwei Personen Essen gehen, zahlt nur einer. »So können die Bielefelder unser Angebot kennen lernen«, lobt Reinhard Bücker die Idee. Ein weiterer Vorschlag der studentischen Unternehmensberater ist ein Solidaritätspreis. »Unsere Preise sind extrem günstig, damit auch Bewohner Bethels, die nur ihr Taschengeld zur Verfügung haben, unser Angebot nutzen können. Jetzt können unsere Gäste entscheiden, ob sie marktübliche oder ermäßigte Preise bezahlen«, erklärt Bücker die neue Preisstruktur.

»Ziel der Kooperation ist eine nachhaltige Sicherung der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit des Kulturzentrums«, heißt es von Seiten der Studierenden. Zur Erreichung dieses Ziels haben sie einen Maßnahmenkatalog nach neuesten betriebswirtschaftlichen Erkenntnissen entwickelt. »Der hilft uns die Arbeitplätze langfristig zu sichern«, beschreibt Reinhard Bücker den erhofften Gewinn aus der Zusammenarbeit. Die Studierenden haben mit ihrem Konzept bereits gewonnen: Bei der von der Westfälisch-Lippischen Universitätsgesellschaft und Windsor gesponserten Präsentation am 25. Juni in München.

Im September fährt die von Professor Fred G. Becker vom Lehrstuhl für Betriebswirtschaftslehre und den wissenschaftlichen Mitarbeitern Michael Ruppel und Natascha Henseler betreute Studierendengruppe nach Barcelona zum SIFE-World Cup. »Wir hoffen dort, auch über die Grenzen hinweg Aushängeschild für Bethel, Bielefeld und die Bielefelder Universität zu sein«, so die Studierenden.

Infos: <a href="http://www.stunt-ev.de">http://www.stunt-ev.de