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»Heile Welt, ... wie viele Steine braucht das Haus?« (07.07.2004)






Von Professorin Rouli Lecatsa

Von der Skizze zur Zeichnung,... vom Plan zum Modell... Schritte, Gedankenprozesse und Techniken bilden das Alphabet der neuen Sprache, die Architekten in der Regel lernen müssen um ihre Arbeit zu vermitteln. Architektur ist Kultur und Kommunikation, Handwerk und Technik, Phantasie und Ratio, Funktion und Form. Architektur ist alltäglich und feierlich. Sie ist eben ein entsprechend komplexer Lernprozess. Die Ausstellung zeigt Entwürfe von Architektur-Studierenden, die »vom ersten Strich bis zum Diplom« einen Querschnitt durch verschiedene Phasen meiner Entwurfslehre dokumentieren.






Ästhetisch sensibilisieren

Entwerfen ist kein Lehrfach an sich, sondern vielmehr das Erlernen einer Fähigkeit, mehrere Aspekte und Fachgebiete sinnvoll funktional zu verknüpfen, um eine Gebäudeform und Gestalt zu entwickeln. Gerade zu Beginn des Studiums sollte das kreative Potential durch die Lehre gefördert werden. Gleichzeitig sollen die praktischen Grundlagen für die Umsetzung erlernt werden. Eine ästhetische Sensibilisierung für Bauformen und das Begreifen der Zusammenhänge und der Abhängigkeiten verschiedener Disziplinen bilden hierfür die Grundlage.

Denn: »Bauen« alleine ist nicht mit Architektur gleichzusetzen. Die Architektur ist sowohl ein technisches und wirtschaftliches, als auch ein soziales und ästhetisches Ereignis. Architektur ist aber vor allem ein öffentliches Ereignis. Architektur ist elementar und um es noch exakter mit den Worten von Manfred Sack auszudrücken: »Sie ist eine Angelegenheit des menschlichen Wohlbehagens, kurzum eine Sache unseres Daseins.« Denn was gebaut wird, schafft Realität, die Lebensraum bildet.






Primäre Fragen des sozialen Lebens

Immer seltener sind die Architekturbeispiele der Gegenwart, die sich mit den primären Fragen des Wohnens, Arbeitens, sozialen Lebens befassen. Wie denn auch? Der virtuelle Schein der immensen Verfügbarkeit von Informationen und Werten, die die menschliche Gemeinschaft produziert hat, überschattete in der Regel solche elementaren Bedürfnisse. Durch den magischen Klick wird ein bequemer Zugriff auf Jahrhunderte lange Erfahrung ermöglicht. Modernismen und Trends jagen einander mit Internetgeschwindigkeiten. Der Anteil elektronischer Technik in Gebäuden nimmt zu, doch soll die Technik immer weniger sichtbar sein. Intelligenz wird den Fassaden, Betriebssystemen, Finanzierungsarten zugeschrieben – gemeint ist damit Multifunktionalität. Energiebewusstes Bauen schreibt statt dicker Mauern, eine »Haut« zwischen Außen und Innen vor.


Neue Typologien sind gefragt

Die Architekten werden aufgefordert, Bereiche für Medienbedürfnisse in vorhandene Gebäudestrukturen anzupassen. Die Möglichkeiten der Vernetzung haben reale Auswirkungen auf die Arbeitsformen und Gebäudefunktionen. In dieser Situation sind neue Typologien gefragt. Letztendlich geht es um die Formulierung der gesellschaftlichen Identität, die sich in den »Zeichen« der zeitgenössischen Architektur widerspiegeln sollte.