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Erziehen für zwei Euro (11.08.2004)



Der ver.di Facharbeitskreis Kindertageseinrichtungen der Bezirksverwaltung Bielefeld/Gütersloh kritisiert den Chef der Bundesagentur für Arbeit Frank-Jürgen Weise. Der wies im Zusammenhang mit der Einführung von Arbeitslosengeld II ab 1. Januar 2005 auf Zuverdienstmöglichkeiten von Arbeitslosen hin.

So sollen arbeitslose Erzieherinnen Aufgaben in der Kinderbetreuung übernehmen.»Ver.di fordert schon länger, im Einklang mit der Bundesregierung, einen weiteren Ausbau von ganztägigen Bildungs- und Betreuungseinrichtungen für Kinder, um eine flächendeckende Angebotsstruktur zu erreichen. Hierzu wird es gut qualifizierte Fachkräfte brauchen, arbeitslose Erzieherinnen muss es dann eigentlich nicht mehr geben«, erklärt der Bielefelder ver.di Sekretär Holger Rottmann.

Aber der Bundesagentur-Chef Weise habe etwas anderes im Sinn. Er möchte arbeitslosen Erzieherinnen Arbeitsgelegenheiten zu ein bis zwei Euro »ermöglichen«. Diese Arbeitsgelegenheiten müssen nach Hartz IV, §16 Abs. 3 »im öffentliche Interesse liegende, zusätzliche Arbeiten« sein, zitiert Rottmann Weise.Die Schaffung eines bedarfsgerechten Angebotes an Ganztagesplätzen zur Kinderbetreuung ist aber nach SGB VIII (Kinder- und Jugendhilfegesetz) §24 eine verpflichtende Aufgabe der öffentlichen Hand.

Dieser Verpflichtung nachzukommen sei keine zusätzliche Aufgabe, erklärt Rottmann. Im besten Fall werd hiermit beabsichtigt, notwendige zusätzliche Angebote der Kinderbetreuung, vor allem im Bereich der Unter-Dreijährigen und im Angebot von Ganztagsplätzen mit Mittagsversorgung zu schaffen. »Damit finanzieren Fachkräfte öffentliche Aufgaben, in dem sie zu Dumping-Löhnen arbeiten«, empört sich Rottmann. Er spricht von einem »Skandal«. Die Niedriglöhne würden zudem den Druck auf Fachkräfte in den Kindertagesstätten und auf deren Tariflöhne erhöhen. Die Erkenntnis des Zusammenhangs von guter qualitativer Arbeit und guten Arbeitsbedingungen werde dabei völlig negiert.