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Automat statt Mensch (22.09.2004)





Im Eingangsbereich der Radstation
soll künftig eine vollautomatische Fahrradschleuse stehen



Die Radstation am Bahnhof soll eine automatische Fahrradschleuse erhalten. moBiel will damit die Attraktivität erhöhen, 24-Stunden Öffnungszeit sind möglich. Doch die Anlage kostet inklusive Einbau 140.000 Euro, jährlich kommen 7.000 Euro Wartungskosten hinzu. Eine Stange Geld, die Kritiker für in den Sand gesetzt halten. Sie bezweifeln, dass die Radstation dadurch attraktiver wird



Von Manfred Horn

›BicycleLock‹ heißt das System, das die Lübecker Firma ›Bike and Ride‹ anbietet. NutzerInnen des Fahrradparkhauses in Bielefeld werden in Kürze vor einer Fahrradschleuse stehen: Links passt die Person durch ein Drehkreuz, rechts wird das Fahrrad über eine sogenannte Induktionsschleife geführt. Rein kommt nur, wer eine Chipkarte bei sich führt. Dabei gilt das Prinzip eine Chipkarte gleich eine Person: Denn mehr lässt als eine Person lässt das Drehkreuz nicht zu, danach rastet es wieder ein.


24-Stunden Parkmöglichkeit

Damit setzt moBiel auf Innovation. Das System soll die Radstation attraktiver machen, wie Hans-Jürgen Krain, kaufmännischer Leiter des Verkehrsunternehmens moBiel, erklärt. »Ein Punkt in Bielefeld sind die Öffnungszeiten: Die sind bisher begrenzt. Wir wollen aber 24 Stunden«. Dies gehe mit der automatischen Fahrradschleuse. Dann kann der Radfahrer vor dem Besuch des Kinos hinter dem Bahnhof sein Fahrrad in der Radstation parken und anschließend wieder abholen.

Klaus Rees, Fraktionsgeschäftsführer der Bielefelder Grünen, ist skeptisch. Auch er will eine attraktive Radstation, sieht diese aber genau durch die neue Anlage, die in den kommenden Wochen installiert werden soll, gefährdet: »Wir wollen, das alle Gruppen die Anlage nutzen können«, sagt er. Denn die Originalanlage der Firma lässt nur normale Fahrräder passieren. Radfahrer mit Kinderanhänger oder breiten Satteltaschen und Behinderte müssen draussen bleiben. Sie kommen nicht durch die Schleuse, die dafür zu eng ist. »Uns sind die negativen Punkte bekannt, wir bauen die Anlage entsprechend um«, verspricht Krain.


Schein-Sicherheit durch Videoüberwachung

Ebenfalls umstritten ist die Sicherheit: Momentan wird das Parkhaus durch die Parkhaus-Mitarbeiter vor Ort überwacht. Sie haben einen Überblick über die Station, für den hinteren Bereich gibt es zwei Kameras, die vorne im Büro auf einem Bildschirm zu sehen sind. Eine Automatikanlage hingegen hat keine Augen und kann auch nicht einschreiten. Deswegen will moBiel die Anlage zukünftig komplett videoüberwachen und das Signal in die moBiel-Zentrale senden, wo auch schon die Bilder der Videoüberwachung der S-Bahnstationen und des Jahnplatzes einlaufen. Die Grünen indes halten Videoüberwachung für Scheinsicherheit. Neben Datenschutzbedenken kann es auch lange dauern, bis Hilfe kommt, wenn beispielsweise eine Frau in den Abendstunden im Parkhaus bedroht wird.

Die Firma ›Bike and Ride‹ hingegen wirbt damit, dass die Kombination »basierend auf Personenvereinzelung durch ein elektronisches Drehkreuz, auf Objektvereinzelung, durch eine echte Fahrradschleuse, einem Zugangsprotokoll per Chipkarte und einer Videoaufzeichnung« den Nutzern ein Höchstmaß an Sicherheit biete. Doch was passiert, wenn sich zehn Nutzer der Radstation auf einmal in derselben befinden und ein Vorderrad für 250 Euro verschwindet und gleichzeitig in der moBiel-Zentrale dies nicht mitbekommt? Denn moBiel wirbt gleichzeitig damit, dass die Videobilder nicht aufgezeichnet werden, außer im Notfall. Doch dieser muss erst einmal erkannt sein.