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Tod in Abschiebehaft (29.09.2004)



Ein 23-jähriger Mann ist am Montag in der Abschiebehaftanstalt Büren im Kreis Paderborn gestorben. Der Häftling aus Serbien-Montenegro erlag einer Lungenembolie.

Von Mario A. Sarcletti

Der 23-Jährige aus dem ehemaligen Jugoslawien verstarb nach Angaben des Bürener Vereins »Hilfe für Menschen in Abschiebehaft« auf der Krankenstation von Deutschlands größter Abschiebehaftanstalt, wo er wegen einer Thrombose in Behandlung war. »Wir fragen uns, warum der Verstorbene, obwohl er in so jungem Alter eine akute Thrombose hatte, sich nicht in einer Fachklinik befand«, erklärt Vereinssprecher Frank Gockel, der den Angehörigen des Toten sein tiefes Mitgefühl ausdrückt.

Durch den Tod des Mannes erhält die Demonstration gegen die Haftanstalt in Büren am kommenden Sonntag traurige Aktualität. Zudem wurde in der vergangenen Woche bekannt, dass die ehemalige Kaserne, die acht Kilometer außerhalb von Büren im Wald liegt, die zentrale Abschiebehaftanstalt des Landes NRW werden soll. Aufgrund rückläufiger Asylbewerberzahlen und einer damit einhergehenden sinkenden Zahl von Abschiebungen will das Land die Haftanstalt in Moers im kommenden Jahr schließen. Die dortigen Gefangenen sollen nach Büren verlegt werden. Zur Zeit leben in Büren 250 Menschen, in Moers knapp einhundert. Sie sitzen nicht wegen Straftaten hinter Gittern, sondern um den Verwaltungsakt der Abschiebung zu ermöglichen.

Der Bürener Hilfsverein kritisiert die Pläne der Landesregierung. »Schon jetzt ist die JVA Büren mit der Anzahl der momentan inhaftierten Menschen überfordert«, heißt es in einer Pressemitteilung vom Sonntag. Es gebe zu wenig Sozialarbeiter, für inhaftierte Kinder und Jugendliche sei kein Pädagoge vorhanden. Außerdem seien die Vollzugsbeamten überlastet. »Ich selber musste zum Beispiel in der letzten Woche 30 Minuten warten, bevor ich mit einem Gefangenen sprechen konnte, Hintergrund war der Personalmangel in der Besuchsabteilung«, berichtet Frank Gockel.

Bereits am Sonntag beanstandete »Hilfe für Menschen in Abschiebehaft« die »katastrophale medizinische Versorgung« in der Justizvollzugsanstalt. Die Staatsanwaltschaft untersucht jetzt die Umstände des Todes des Gefangenen am Montag. Es ist nicht der erste Todesfall in der Abschiebhaftanstalt, die vor zehn Jahren eröffnet wurde. Vor fünf Jahren erstickte der 19-jährige Marokkaner Rashid Sbaai in der Arrestzelle des Gefängnisses, nachdem er dort Feuer gelegt hatte (WebWecker berichtete). Das Personal hatte zu spät auf den ausgelösten Alarm reagiert.


Die Demonstration am 3. Oktober beginnt um 13 Uhr an der Haftanstalt. Um 10.30 fährt ein Bus vom Bielefelder Kesselbrink nach Büren, der Fahrpreis beträgt 3 Euro. Weitere Informationen zur Demonstration: www.aha-bueren.de