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Thunderbirds (Teil 2)



Wie der Zuschauer diese »Thunderbirds« findet, hängt sicherlich mit davon ab, ob man das Vorbild noch oder überhaupt kennt. Wer die Serie kennt und damals vielleicht sogar liebte, sollte unter allen Umständen versuchen, sich den neuen »Thunderbirds«-Film entgehen zu lassen. Es ist bis auf die Namen und die Fluggeräte so gut nichts vom Original übriggeblieben. Nicht nur, dass die Akteure richtige Menschen sind, was vielleicht ja eine nette Idee ist, aber trotzdem komplett nach hinten losgeht. Man hat außerdem Lady Penelopes rosafarbenen Rolls Royce zu einem blödsinnigen Fantasiegefährt verkommen lassen (hier dürften die »Seltsamen Gentlemen« Pate gestanden haben, auch wenn der originale Rolls von Lady Penelope auch in der Serie schon sechs Räder hatte), und das ist noch lange nicht das Ende der Unverschämtheiten, die man Gerry und Sylvia Andersons Schöpfungen angetan hat.


Die Geschichte ist einerseits ähnlich belanglos wie es die Storys der Serienfolgen waren (die aber nicht darunter gelitten haben), andererseits aber zudem eine schlichte Frechheit gegenüber den Figuren und Charakteren. Die älteren Tracy-Söhne sind als blasierte »Uns-kann-Keener«-Blondlinge gezeichnet, die alle aussehen wie Sascha Hehn und auch genauso hölzern spielen. Die Fluggeräte sind am Computer zwar ziemlich naturgetreu nachgemacht worden, kommen aber trotzdem (oder grade drum?) nicht an den Reiz der Modelle aus der Serie heran. Das können sie schon deshalb nicht, weil sie, die eigentlichen »Hauptpersonen« der Serie, im Film eine eher unbedeutende Nebenrolle spielen.

Und der Gipfel ist dann die Teenie-Geschichte um Alan Tracy: »Von der Stange« wäre geschmeichelt. »Blonder Pubertandenschnösel wird zum jugendlichen Helden« ist mittlerweile an sich schon etwas, das man eigentlich nicht mehr tun darf. So platt und lieblos, wie das hier geboten wird, ist das nahezu ein Verbrechen. Am Rande sei erwähnt, dass sogar Ben "Ghandi" Kingsley, der den Superverbrecher gibt, diesmal einfach albern wirkt. Und dann die Musik... Hans Zimmer (wer sonst?) hievt die Titelfanfare aus der Serie zwar recht artig auf 90er-Jahre-Pop-Standard, die »Originalmusik«, die er dazugedichtet hat, klingt aber wieder mal einfach nach »Zimmer«, was früher mal recht nett war (z.B. beim »König der Löwen« oder sonst zuletzt beim »Fluch der Karibik« ist die Zimmer-Manier ja klasse), nach all den Jahren aber genauso austauschbar und immer gleich klingt wie es weiland die Winnetou-Musik von Martin Böttcher tat. Dass die deutsche Synchronisierung ähnlich lustlos ausfällt wie der ganze Film sonst schon gestrickt ist, braucht wohl nicht mehr extra betont zu werden. Angemerkt seis immerhin.


Wer die Serie kennt, wird vor Schmerz aufjaulen. Wer die Serie nicht kennt, hat immerhin ein nettes Kinder-Action-Spektakelchen zu erwarten, das sich leidlich sehen lassen kann. Aber viel mehr wohl auch nicht.