Webwecker Bielefeld: krankenhausfusion01

Fusion sorgt für Irritationen (06.10.2004)





Sehen die Zukunft nicht unbedingt rosa: Die MitarbeitervertreterInnen der drei ab Januar fusionierten Krankenhäuser




Ab dem 1. Januar 2005 sind sie das Evangelische Krankenhaus Bielefeld: das Johanneskrankenhaus, Gilead und Mara. Über 4.000 Beschäftigte werden dann dort arbeiten. Unklar ist jedoch, zu welchen Bedingungen. Weniger Lohn und Stellenabbau stehen im Raum


Von Manfred Horn

Nachdem die Fusion des Johanneswerks und der von Bodelschwinghschen Anstalten Bethel vom OP-Tisch ist, bleibt die kleine Lösung: Eine Zusammenlegung der Krankenhäuser. Monatelang wurde über eine Gesamtfusion der beiden größten diakonischen Konzerne mit circa 25.000 MitarbeiterInnen in ganz Europa verhandelt. Je nach Sicht scheiterte die Fusion an steuer- und stiftungsrechtlichen Unterschieden, an unterschiedlichen Unternehmenskulturen und Betriebsabläufen. Wie auch immer, letztlich fehlte der Wille der Vorstände auf beiden Seiten, die Fusion anzupacken. Zukünftig soll schlicht mehr kooperiert werden, erklären die Vorstände.

Die kleine Lösung sieht eine Fusion des Johanneskrankenhauses und der eigenständigen, aber zum Bethelgeflecht gehörenden Krankenhäuser Gilead und Mara zum 1. Januar 2005 vor. Das Johanneskrankenhaus ist ein allgemeines Krankenhaus im Bielefelder Norden, Gilead hat sowohl einen allgemeinen wie auch besondere Bereiche, die von der Kinderklinik bis zur Psychiatrie reichen. Mara ist ein Sonderkrankenhaus für Behinderte mit einem Schwerpunkt Epilepsie. Gilead und Mara verteilen sich in Bethel im Bielefelder Süden.

Die fusionierten Häuser unter dem zukünftigen Namen ›Evangelisches Krankenhaus Bielefeld (EKB), geführt als gemeinnützige GmbH (gGmbH), sollen das Profil des diakonischen Krankenhauses stärken und zugleich seine Zukunft im Gesundheitsmarkt sichern, erklärt die Geschäftsführung des Johanneswerks. Gerade in Zeiten großer Veränderungen im Sozial- und Gesundheitswesen komme es darauf an, als evangelisches Krankenhaus ein deutliches Profil zu zeigen und die Kräfte zu bündeln, »auch gegenüber Politik, Kostenträgern und Krankenkassen«.

Zudem sollen künftig Zentren und geschäftsbereichsübergreifende Schwerpunkte entstehen, die inhaltlich weiter ausgebaut werden sollen. Diese Schwerpunkte umfassen zum Beispiel Behindertenmedizin, Altersmedizin, Wirbelsäulenerkrankungen, Diabetologie und Schlaganfallbehandlung. Durch Betonung der Schwerpunkte werde die fachübergreifende Zusammenarbeit noch stärker hervorgehoben.


Vorstände verneinen wirtschaftliche Absichten

Zwar verneinen die Vorstände wirtschaftliche Effekte durch die Zusammenlegung der Krankenhäuser, die sich bis heute gerne im diffusen Reich des Diakonischen tummeln und nicht als Konzerne bezeichnet werden wollen. Doch das dürfte ins Reich der Anekdoten gehören, da beide Einrichtungen sehr wohl mit einer Riege von ökonomisch denkenden und handelnden Managern ausgestattet sind.

Die fusionierten Krankenhäuser werden über 1.700 Betten für jährlich 50.000 PatientInnen anbieten, insgesamt sind circa 4.200 MitarbeiterInnen von der Fusion betroffen. Der Jahresumsatz soll bei 213 Millionen Euro liegen. Die MitarbeiterInnen, dies wurde am vergangenen Donnerstag bei einer Versammlung von Gilead-MitarbeiterInnen deutlich, sind grundsätzlich nicht gegen die Fusion. Sie wollen aber Informationen, die die Geschäftsführung bisher nicht geben kann oder will.