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Geschärfter Blick aufs schöne Land (06.10.2004)






Am 16.10. ruft die UN wieder zum Welternährungstag auf, der an eines der größten Probleme der Menschheit erinnert: Hunger und Unterernährung, oft geboren aus Armut. Hintergründe zum diesjährigen Thema »Biologische Vielfalt und Welternährung«.

von Bernd Nilles

Das Thema »Biologische Vielfalt und Welternährung«, ausgerufen von der UN Welternährungsorganisation FAO, kommt recht unverdächtig daher, birgt aber politischen Sprengstoff. Zunächst zur Sachlage: Die Biologische Vielfalt steht nicht nur für Regenwälder, tropische Pflanzen und wilde Tiere, sondern auch für Kulturpflanzen, Sorten und Nutztier-Rassen.

In Nord wie Süd lässt sich beobachten, dass die Menschen sich von immer weniger Nahrungspflanzen ernähren. Von den bekannten mehr als 10.000 essbaren Pflanzen werden nur noch rund 150 für die menschliche Nahrung verwendet. Reis, Weizen, Mais und Kartoffeln decken allein rund 60 Prozent des Nahrungsbedarfs ab. Darüber hinaus ist uns ein großer Teil der genetischen Vielfalt, also viele Sorten und Tierrassen einzelner Arten verloren gegangen.

Zur Zerstörung der biologischen Vielfalt tragen viele Faktoren bei. Dazu gehören Verstädterung, Abholzung von Wäldern und Umweltverschmutzung. Gerade die moderne Landwirtschaft mit dem Einsatz von Pestiziden und chemischen Düngern hat andere Lebewesen von den Feldern verdrängt. Allein auf einem Reisfeld können sich ohne Chemieeinsatz bis zu 700 Lebewesen befinden, von denen einige, wie zum Beispiel Fische, Krebse und Kräuter, ein zusätzliches wichtiges Lebensmittel für die Bauern darstellen und andere für fruchtbaren Boden sorgen.


Probleme schaffen, statt sie zu lösen

Diese Erkenntnisse führen bisher leider nicht zu einer Rückbesinnung auf das Potential einer Landwirtschaft, die auf Vielfalt setzt. Im Gegenteil: immer noch lassen sich FAO, Agrarforschung und Industrie von technologischen Ansätzen leiten, die die Welternährung drastisch verbessern sollen. Es werden die gleichen Lösungsansätze gewählt, die bestehende Probleme schufen. Nur so ist zu erklären, dass eine kürzlich veröffentlichte FAO-Studie den Einsatz von Bio- und Gentechnologie in der Landwirtschaft empfiehlt.