Webwecker Bielefeld: burendemo03

Power durch die Mauer (Teil 3)







Die Demonstration endet auch in diesem Jahr mit einer Kundgebung auf dem Marktplatz von Büren. Bei der gedachten die Demonstranten des 23-jährigen Novica M., der am 27. September in Abschiebehaftanstalt an einer Lungenembolie verstarb. Der im ehemalige Jugoslawien Geborene lebte seit 14 Jahren in Deutschland, war seit längerem in psychiatrischer Behandlung. In Büren wurden ihm starke Neuroleptika verabreicht. »Das ist ja praktisch die einzige Behandlung, die die Häftlinge erhalten«, kritisiert Frank Gockel gegenüber dem Webwecker die medizinische Versorgung in der Haftanstalt.

Aufgrund seiner Erkrankung sei Novica M. weder haft- noch reisetauglich gewesen, er sei schon einmal von Büren in die Psychiatrie in Paderborn verlegt worden. Die Medikamente, die er bekam, nachdem er erneut in Abschiebehaft genommen wurde, hätten starke Nebenwirkungen gehabt. »Mithäftlinge haben mir erzählt, dass Novica am ganzen Körper gezittert hat und sie ihm bei alltäglichen Verrichtungen helfen mussten«, berichtet Frank Gockel.

In seiner Rede bei der Abschlusskundgebung stellte Gockel auch dar, was Abschiebehaft bedeutet: »23 Stunden eingesperrt sein in einer Zelle mit bis zu fünf anderen fremden, ebenfalls verzweifelten Männern, die häufig andere Sprachen sprechen.« Verzweiflung, die tödlich sein kann: Vor fünf Jahren erstickte der Marokkaner Rachid Sbaai in der Arrestzelle, in die er nach einer Rangelei beim Fußball gesperrt wurde. Er hatte aus Verzweiflung seine Matratze in Brand gesetzt, seine Hilferufe blieben ungehört.

Gockel kündigte an, dass die Demonstrationen in Büren so lange stattfinden werden, bis das Gefängnis geschlossen wird. »Wir wollen uns nicht mit der bundesdeutschen Abschottungs- und Abschreckungspraxis abfinden«, sagte er unter dem Beifall der Zuhörer. Die Schließung des Abschiebegefängnisses in Moers wäre in diesem Zusammenhang als positives Signal zu werten, »käme nicht hinterher, dass die Flüchtlinge alle nach Büren verlegt und dort eingesperrt werden sollen«, bewertet Gockel eine entsprechende Ankündigung des Justizministeriums. »Wir fürchten, dass sich die soziale, medizinische und sonstige Versorgung der Häftlinge weiter verschlechtern wird«, fügt er hinzu. Einen positiven Effekt dürfte die Schließung von Moers für den Widerstand gegen Abschiebungen jedoch haben: Büren wird an Symbolkraft gewinnen.