Webwecker Bielefeld: Sexanddrugs

Sex, Drugs, Rock & Roll



Von Harald Manninga

Filmplakat: Sex, Drugs, Rock & Roll

Ist das nun eigentlich ein richtiger Film? Im Dezember 1990 hat McNaughton den Stand-Up Comedian Eric Bogosian mit seiner Bühnenshow abgelichtet. Im »Wilbur Theatre« in Boston, vor Publikum. Da man in dem Fall ja nicht »normal« drehen konnte (»Mach das noch mal, da möchte ich eine Großaufnahme von haben!«), weil man dem zahlenden Publikum nicht den Blick verstellen durfte, hat man drei Vorstellungen aus je verschiedenen Blickrichtungen aufgenommen und die dann zusammengeschnitten. Für Nahaufnahmen und dann doch mal einen richtigen Dreh mit »Bitte!« und »Aus!« hat man eine weitere vor Studenten gemacht, die umsonst reindurften und sich dann nicht beschweren, wenn unterbrochen wurde.


Bogosian kennt bei uns so gut wie niemand, schon deshalb ist es kein Wunder, dass dieser Film nie in Deutschland gelaufen ist. Dabei ist der Mann ja aber wirklich gut! Quasi der Beweis, dass auch US-amerikanische Stand-Ups nicht nur dumme Witze erzählen, sondern dass es auch da drüben so etwas wie sozialkritisches und/oder Kabarett gibt, wie wir es hier verstehen. Auch lange vor Michael Moore, wobei der ja kein Kabarettist oder dergl. ist, klar. Trotzdem. Bogosian ist noch ein Stück »anderes Amerika«, und so was mal zu sehen hat was Tröstliches


Und es ist doch immer mal gut, wenn man den Regisseur dabeihat, wenn der Film gezeigt wird, der kann dann nämlich ein bisschen erzählen, was es mit seinem Werk so auf sich hat. In diesem Fall fügte es sich, dass McNaughton mitten in der Arbeit an »Mad Dog & Glory« war, als die »Universal« entschied, dass ein anderer Film jetzt grade Vorrang habe. Man hat die Arbeit an »Mad Dog« erst mal gestoppt, und nu hatte McNaughton eben mal etwas Pause, wollte aber nicht untätig sein. Nuja, und dann hat man eben diesen (ausgesprochen unaufwändigen) Film sozusagen nebenbei gemacht.


Natürlich nicht einfach so, Eric Bogosian ist in den USA ein ziemlicher Star auf seinem Gebiet. Was man irgendwie verstehen kann, denn der kann wirklich sehr viel: In diesem Film, d.h. Bühnenprogramm stellt er fast ein Dutzend ausgesprochen verschiedene »Charaktere« dar, vom blasierten Rockstar, der in einer Talkshow von seiner überstandenen Drogensucht erzählt, um angeblich die Jugend vom Drogenkonsum abzuhalten, über den Proll, der an der Theke von seinem dicken Schwanz und seinem Erfolg bei Frauen erzählt, bis hin zum verbiesterten Rentner, der über Hundehaufen auf dem Bürgersteig und dergl. schwadroniert. Nicht zu vergessen den Paranoiden, der glaubt, die Welt würde von Computern und nicht mehr von Menschen regiert, und das mit Bar-Codes und Satellitenüberwachung auch »belegen« kann.


Eine große Palette von Spinnern, über die man lachen kann, sie als Freaks abtun. Die aber je auf ihre Weise auch Recht haben; denn bigger ist ja vielleicht wirklich beim Sex better, weiß Mann's?, man ist in etwa nirgends vor dem Tritt in Hundehaufen sicher, der abgehalfterte Rockstar, der sich nur interessant machen will, liegt ja vielleicht trotzdem nicht so falsch mit der Warnung vor Drogen, und ist der Paranoide wirklich so weit von der Realität in Sachen Totalüberwachung durch die Computerei entfernt?


Bleibt aber außerdem die Frage, ob man daraus wirklich einen Kinofilm stricken kann. Die Show, die Bogosian da abliefert, ist klasse, keine Frage. Nahezu ohne Requisiten ja auch. - Aber im Kino? Ich weiß ja nicht. Bei den US-Kritikern wurde der Film geradezu begeistert aufgenommen ... Andere Länder, andere Sitten.