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Melinda and Melinda



Von Harald Manninga

Er ist seinen Themen wieder mal treu geblieben, der gute Woody. »Melinda and Melinda« ist ein komisches Drama, eine dramatische Komödie um Liebe, Arbeit, Betrug, Vertrauen, Erwartung, Enttäuschung, Kommunikation und die Fähigkeit oder Unfähigkeit dazu, und eben sonst auch alles, was den sogenannten ganz normalen Wahnsinn ausmacht, den wir Leben nennen, ums mal floskelhaft auszudrücken. Ein etwas komplizierter Film, man sollte gut ausgeruht sein, um allem wirklich folgen zu können. Er verlangt ziemliche Konzentration, die aber auch hoch belohnt wird.


Ausgangssituation: Vier Theaterleute unterhalten sich in der Kneipe darüber, was denn nun wohl »das Tragische« oder »das Komische« an einer Situation ausmacht. Oder auch: wie eindeutig es auszumachen ist, ob etwas »tragisch« oder »komisch« ist. Zwei der Leute am Tisch sind Stückeschreiber, einer macht vor allem Tragödien, der andere eher Komödien. Das wirkt zwar vielleicht etwas konstruiert, so dramaturgisch, ist aber eben für den eigentlichen Film, der aus dieser Unterhaltung entsteht, ganz praktisch. Und darum gehts ja, um den Film, der daraus entsteht.


Man stelle sich folgende Geschichte vor: Kleine Dinnerparty im kleinen Kreis, plötzlich kommt unangemeldeter Besuch. Melinda ist es, die gerade in einer Krise steckt und mit ihrer Ankunft nicht nur den Abend, sondern auch den darauf folgenden Rest des Lebens aller Beteiligten ziemlich durcheinander bringt.


Und von jetzt an wirds dann etwas komplizierter für den Zuschauer. Die beiden oben genannten Autoren entwerfen nämlich jeweils ihre Sicht der Dinge, also hie komisch, hie dramatisch, und diese beiden Geschichten werden im Film parallel erzählt. Dreh- und Angelpunkt ist zwar jeweils eben Melinda (Radha Mitchell), das Personal um sie herum und die sich aus der Interaktion mit ihnen ergebenden Geschichten sind aber je nach Variante »komisch« oder »tragisch« unterschiedlich, und das ist manchmal nicht ganz leicht auseinander zu halten bzw. nach dem Umschnitt von einer Variante zur anderen wieder zusammenzusetzen. (Jedenfalls nicht, wenns der fünfte Film ist, den man an dem Tag sieht. Eben drum: Bitte ausgeruht anschaun.)


Davon ab ist dieser Film aber Allen in Höchstform. Das liegt – wen wunderts – vor allem an den Schauspielern, die sich der Allenschen Diktion anscheinend komplett unterwerfen und wahrscheinlich (könnte ja sein, dass sie noch mehr können, aber das wäre dann schon fast beängstigend) alles geben. Das gilt vor allem für Radha Mitchell (»Phone Booth – Nicht auflegen!«), die ihre eine Rolle als Melinda ja zweimal zu spielen hat, einmal komisch, einmal tragisch. Klasse macht sie das!


Hof ist bislang das zweite Filmfest, bei dem dieser Film gelaufen ist. In die amerikanischen oder sonst englischsprachigen Kinos kommt er voraussichtlich im März 2005. Wir hier in Deutschland haben ja einige Jahre auf die jeweils neuen »Allens« verzichten müssen, dieser Film wird aber auch bei uns zu sehen sein, ab irgendwann im Sommer 2005 wohl. Nicht nur für Fans!