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Betrug und Korruption im Gesundheitswesen (Teil 2)



Um eine wirksamere Strafverfolgung bei Korruptionsverdacht zu ermöglichen seien die Funktionsträger in den Körperschaften und in wissenschaftlichen oder berufsständischen Organisationen mit »Amtsträgern« rechtlich gleichzustellen. Eine Offenlegungspflicht von Finanzierungen und Beziehungen zu Sponsoren sowie Registrierung gesponserter klinischer Studien sei dringend nötig, außerdem Maßnahmen der Länder zu wirksamer Strafverfolgung von ungesetzlichen Datenmanipulationen oder falschen Werbebehauptungen.


Fälschen, Schmieren, Kasse machen

Es fehle an Richtlinien der Länder für Universitäten und staatliche Forschungsinstitute über Drittmittel, Sponsoring und Nebentätigkeiten, die die Aufdeckung von Interessenkonflikten ermöglichen. Außerdem müssten fälschungssichere Arzneimittelverpackungen eingeführt werden. Deutliche Kritik übt der Bericht an den Marketing-Praktiken der pharmazeutischen Industrie. »Es ist trotz aller Prozesse immer noch alltägliche Praxis der Pharmaindustrie, das Verschreibungsverhalten der Ärzte mit fragwürdigen Methoden zu beeinflussen und sich medizinische Meinungsbildner zu ‚kaufen’«, kritisiert TI-Vorstandsmitglied Anke Martiny.

Der strukturellen Korruption im deutschen Gesundheitswesen sei allein mit neuen Gesetzen, reformerischen Maßnahmen, größeren Ermittlungs-Anstrengungen und besserer Strafverfolgung nicht wirkungsvoll beizukommen, resümiert Transparency International: »Wir müssen eine neue Kultur schaffen, die Korruption im Medizinbereich ächtet. Es ist unmoralisch und unanständig, sich an einem System zu bereichern, das Menschen mit geringem Einkommen immer mehr belastet und durch Fehlallokation zunehmend Lücken lässt in einer flächendeckenden Gesundheitsversorgung.«

Die Studie liegt hier als PDF-Dokument (486 kB) zum Herunterladen bereit.


Transparency International (TI) (siehe auch www.transparency.org) ist auch auf der internationalen Ebene eine gemeinnützige, parteipolitisch unabhängige Bewegung, die sich bei ihrer Gründung 1993 dem globalen Kampf gegen die Korruption verschrieben hat. Das Internationale Sekretariat von TI unterstützt und koordiniert die Arbeit nationaler Sektionen, die heute in fast 100 Ländern tätig sind. TI arbeitet unter anderen mit der Europäischen Union, den Vereinten Nationen, der OECD, der Weltbank, den Regionalen Entwicklungsbanken und der Internationalen Handelskammer (ICC) in Paris zusammen. TI stellt auch das Sekretariat der Internationalen Anti-Korruptionskonferenzen (IACC), die alle zwei Jahre unter großer internationaler Beteiligung stattfinden. TI stützt sich auf einen Internationalen Beirat, in dem viele prominente Menschen aus aller Welt vertreten sind - einschließlich der Präsidenten a.D. Richard von Weizsäcker, Jimmy Carter und Oscar Arias Sanchez aus Costa Rica. Im Beirat von TI Deutschland befinden sich maßgebliche Vertreter aus Wirtschaft, Politik und Zivilgesellschaft. Mehr dazu unter www.transparency.de

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