Webwecker Bielefeld: lichtwerk02

Die geistige Auseinanderung nimmt Gestalt an (Teil 2)



Der Umbau der Alten Tischlerei wird von der Konkurrenz mit Mißtrauen beäugt, zu Recht. Besonders die ›Kamera‹ als Programmkino hat ein ähnliches Publikum. Ein größeres und attraktiveres Lichtwerk bedeutet zusätzliche Konkurrenz auf einem Kinomarkt, der in Bielefeld sowieso schon mit zu vielen Kinosäälen gefüllt ist. Einmalig in der Bundesrepublik ist die Konkurrenz zweier großer Multiplexe Cinestar und Cinemaxx in einer Stadt dieser Größenordnung. Dabei geht der durchschnittliche Bundesbürger nur knapp zweimal im Jahr ins Kino. Der Kinomarkt konnte sich in 2004 leicht erhohlen, nachdem er in den Jahren zuvor regelrecht eingebrochen war. Die Folge: Ein Ende der Rezension ist in Sicht, Cinemaxx denkt schon wieder über neue Multiplexanlagen nach.


Jenseits der Monokultur

Doch die Entwicklung der Großen ist für die kleinen Kinos nicht unbedingt der Maßstab. Von den extremen Schwankungen der vergangenen Jahre hat das Lichtwerk nicht viel mitbekommen. Auch wenn Cinestar und Cinemaxx, um ihre Säle überhaupt ansatzweise voll zu bekommen, zunehmend auch Programmkino und Orginalfassungen von Filmen anbieten, fehlt dort der Wille und das Know-How, sich jenseits der vermeintlichen Blockbuster so richtig festzusetzen. Wer bringt schon das Astoria am Klosterplatz, dass zum Flebbe-Imperium mit dem Flagschiff Cinemaxx gehört, mit Programmkino in Verbindung? Das Lichtwerk bewegt sich da in einer anderen Sphäre, weil es sich durch besondere Filme über Jahre auch ein anderes Publikum aufgebaut hat.

Die Wirklichkeit hinter den großen Abspielsstätten sieht so aus, dass es immer noch viele, gute Produktionen gibt, die nach Aufführung drängen. Zumindest einige dieser Perlen zu entdecken, gelingt zur Zeit nur alternativen Kinos wie dem Lichtwerk. Jenseits der beliebig auswechselbaren Monokultur von Popkorn und und blauen Liegesesseln kann das Lichtwerk ein Publikum finden, dass ausreichend groß ist, um auch drei Sääle gewinnbringend zu bespielen. Wäre es anders, hätte es sich nicht auf diesen Weg gemacht.