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Marhaba (Teil 3)



Oft sind diese nicht einmal als solche gewollt. So ist verboten, während der Ausgangssperre ausser Haus zu gehen. Sie selbst habe während ihrer Aufenthalte als jemand, der aus dem westlichen Ausland kommt, einen besonderen Status gehabt und diesen auch genutzt. Zum Beispiel, in dem sie bei Familien wohnte, deren Haus vom Abriss durch das israelische Militär bedroht gewesen ist.

Oder in dem sie Ambulanzen begleitete. In beiden Fällen stellte die Anwesenheit von Internationalen einen gewissen Schutz dar. Ambulanzen hätten es ansonsten oft schwer, überhaupt zum Krankenhaus durchzukommen. Die ›Internationalen Ärzte für die Verhütung des Atomkriegs‹ (IPNV) berichten, dass Ambulanzen an Straßensperren aufgehalten werden, mit zum Teil stundenlangen Wartezeiten. Immer wieder kommt es zu Todesfällen, weil medizinische Hilfe nicht rechtzeitig geleistet werden kann.

Dieser zivile Widerstand hat allerdings auch schon einigen Internationalen von ISM das Leben gekostet. »Wir wollen zivilen Ungehorsam, aber gewaltfrei«, fasst sie zusammen und schränkt ein »Zumindest gegen Menschen«. Dabei gehe es ihr nicht um Nationalität oder Religion: »Die Besatzung ist illegal. Es geht um die Wahrung der Menschenrechte«. Sie selbst stelle sich gegen »jede Unterdrückung«.


Mangelhafte Zivilgesellschaften

Die neuen sozialen Bewegungen, die die drei SprecherInnen an diesem Abend skizzierten, sind Ergebnis einer zunehmenden Verelendung zivilgesellschaftlicher Strukturen. Die israelische Gesellschaft wird immer militarisierter. Hinzu kommen ebenfalls militärische, konservative und frauenfeindliche Strukturen in der palästinensischen Gesellschaft, die zunehmende Bedeutung von religiösen Organisationen. Sie sind aber auch Resultat einer Menge weiterer Widersprüche und Diskriminierungen. So leben in Israel zahlreiche Palästinenser, insgesamt machen sie ein Fünftel der Bevölkerung aus. Sie haben aber nicht die gleichen Rechte, sind ökonomisch deutlich schlechter gestellt.

Moshe Robas nennt ein Beispiel: So sei es israelischen Staatsangehörigen untersagt, Palästinenser zu heiraten, die außerhalb des Staatsgebietes leben. Ein Heiratsverbot, das Robas mit den Nürnberger Rassegesetzen vergleicht. Dafür erntet er heftigen Widerspruch aus dem Publikum. Es sei nicht legitim, dies mit dem Faschismus zu vergleichen. Die Singularität der Verbrechen des Nationalsozialismus sind ein besonders sensibler Punkt innerhalb der Linken in der Bundesrepublik. Erstaunlich, dass der Israeli Robas damit leichter umgeht. Für ihn ist der Vergleich durchaus legitim, habe der Holocaust doch auch mit Gesetzen begonnen. »Wenn solche Gesetze in Israel nicht von internationalem Recht gestoppt werden, kann das auch noch weitergehen«, schätzt Robas ein.