Webwecker Bielefeld: rauchenschule02

Nur noch qualmende Köpfe (Teil 2)



Je früher jemand mit dem Rauchen anfängt, desto schwerer ist es später, damit auch wieder aufzuhören. So lautet die einfache Grundregel. Deswegen sei Prävention und Intervention in der Schule auch so wichtig, erläutert Castrup. Ähnliches gilt für Alkohol. Beides ist fortan auf dem Schulgelände nur noch in besonderen Ausnahmefällen wie beispielsweise Schulabschlussfeiern erlaubt, wenn die Schulkonferenz ihren Segen gibt. Drei Viertel der Eltern in NRW waren laut einer Umfrage für dieses neue Gesetz: »Die Frage aber ist: Nähern sich die Eltern auch zu Hause diesem Thema oder darf dort weitergeraucht werden?«, fragt Castrup. Einfach, die Verantwortung an die Schule zu delegieren. Dies würde auch die Argumentation der durchaus vorhandenen Kritiker des neuen Gesetzes befeuern: Rainer Dahlem, Landesvorsitzender der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft, will beispielsweise nicht, dass Schulen zu »Schonräumen« werden. Sprich: Überall wird gepafft, die gesellschaftliche Realität ist hart und genau so. Da darf die Schule keine Ausnahme sein.


Rauchfrei in zehn Schritten

Über 100.000 Menschen sterben in Deutschland in Folge des Rauchens. Eigentlich müsste jeder inzwischen genügend aufgeklärt und gewarnt sein. Doch Rauchen wird schnell zur Sucht. Und in der Schule gelten ganz eigene Gesetze. Da entscheidet oft die Peer-Group, was angesagt ist. Die Fachstelle für Suchtvorbeugung startet im Sommer einen Kurs mit dem schönen Titel »Eine Chance für Raucher – Rauchfrei in zehn Schritten«. Ulrich Möller wird ihn leiten, der Psychotherapeut hat sich extra schulen lassen. Als ehemaliger Raucher weiß er auch, wovon er spricht. An dem Kurs, der über zehn Abende läuft, können 15 RaucherInnen teilnehmen, neben SchülerInnen auch LehrerInnen. Es handelt sich um ein Entwöhnungsprogramm. Voraussetzung ist allerdings die feste Absicht, mit dem Rauchen aufhören zu wollen. Die Entwöhnung setzt im Alltag an: Kann ich auf dem Weg zur Straßenbahn nicht auf die Zigarette verzichten? Schritt für Schritt werden neue Verhaltensweisen erlernt.

Die Fachstelle hält auch eine große Zahl von Materialen bereit. Sie verweist auf die zahlreichen Kampagnen für die kollektive Gesundheit, beispielsweise ›Be smart, don`t start‹. Daran nehmen in diesem Schuljahr 12.000 Klassen des 6. bis 8. Jahrgangs teil. Das Alter, in dem die erste Zigarette probiert wird. Die Schulklassen, die ein Jahr ohne Rauch durchhalten, können an einer Verlosung teilnehmen. Eine Klassenfahrt nach Italien winkt als Hauptpreis. »Solche Angebote richten sich aber nicht an Klassen, in denen schon viel geraucht wird«, schränkt Castrup ein. Dort wäre der soziale Druck auf die RaucherInnen einfach zu groß. Ein anderes Modell heißt ›Just be smokefree‹ und wird unter anderem von der Deutschen Krebshilfe getragen: Hier bilden sich Tandems, jeweils ein rauchender und ein nichtrauchender Schüler. Das Ziel wie immer: Der Raucher soll bitte schön aufhören – oder eben am besten gar nicht erst anfangen.


Weitere Informationen gibt es bei der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung unter: www.bzga.de
bei der Deutschen Hauptstelle gegen die Suchtgefahren: www.dhs.de
beim Infotelefon zur Suchtvorbeugung: 0221-892031
Informationen zum Thema rauchfreier Arbeitsplatz: www.rauchfrei-am-arbeitsplatz.de

Der Rauchentwöhnungskurs der Fachtstelle für Suchtvorbeugung kostet zwischen 150 und 200 Euro. In der Regel übernehmen die Krankenkassen den Betrag. Mehr Informationen bei der Fachstelle: 0521- 96780-60

Weitere Informationen auch in einem WebWecker-Schwerpunkt vom Oktober 2004