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Bielefelder Bachelor-Bilanz (23.03.2005)





(v.l.n.r.:): Haraqld Buschmann (FDP Kreisvorsitzender), Rektor
Dieter Timmermann, Ulrike Flach (FDP), Norbert Seewald (Prorektor
für Forschung und wiss. Nachwuchs), Gerhard Sagerer (Prorektor f. Lehre),
Joachim Schultz-Tornau (MdL, FDP, Vorsitzender des Wissenschaftsausschusses im Landtag)

Am Dienstag informierte sich die forschungspolitische Sprecherin der FDP-Bundestagsfraktion, Ulrike Flach, über die Einführung der Bachelor-/Masterstudiengänge. Außerdem sprach sie sich für mehr Autonomie der Hochschulen und die Einführung von Studiengebühren aus.


Von Mario A. Sarcletti

Ein Schelm, wer bei Ulrike Flachs Tour durch Nordrhein-Westfalens Hochschulen an den Wahlkampf im Bundesland denkt. Am Dienstag besuchte sie die Universität Bielefeld und informierte sich über die konsekutiven Studiengänge. Seit dem Wintersemester 2002/2003 ersetzt die Hochschule die bisherigen Magister-, Diplom- und Lehramts- durch Bachelor- und Masterstudiengänge. Die Universität Bielefeld war eine von drei nordrhein-westfälischen Hochschulen, die an einem Modellversuch teilnahmen, im kommenden Semester werden die ersten Studierenden ihre Bachelorurkunden erhalten. Der Prorektor für Lehre Gerhard Sagerer präsentierte Ulrike Flach eine erste Bilanz der neuen Studiengänge.

Ab dem Wintersemester 2005/2006 sollen dann die Masterstudiengänge starten. Für Studierende, die Lehrer werden wollen, ist der Master Pflicht. »Wir haben bei dieser ersten Kohorte eine moralische Verpflichtung ihnen den Master zu ermöglichen«, verspricht Sagerer denen, die Lehrer werden wollen. Denn um allen Bachelors den Master zu ermöglichen fehlen der Universität die Kapazitäten.

Vor allem in der Lehrerausbildung gibt es noch Abstimmungsprobleme. Der Grund ist, dass sie in die Verantwortung des Wissenschafts- und des Schulministerium fällt. Vor allem letzteres möchte seinen Einfluss nicht verlieren. »Mir hat jemand von einem Staatlichen Prüfungsamt gesagt, dass ein Hochschulwechsel jederzeit, also auch während des Semesters, möglich sein muss«, beschreibt Professor Gerhard Sagerer, Prorektor für Lehre, die Problematik. Dann müssten allen Hochschulen exakt identische Lehrpläne von oben vorgegeben werden. »Wie kriegt man das hin, dass sich der Staat anders definiert«, fragt sich da nicht nur Sagerer.

Auch in einem anderen Bereich bremst zu viel Einmischung die Hochschulen in ihren Reformbemühungen. Diesmal ist es jedoch nicht der Staat sondern die privaten Akkreditierungsagenturen, die den Prozess der Umstellung der Studiengänge auf die neue Struktur hemmen. »Man kann hilfreiche Hinweise kriegen, aber in Summe ist es ein Wahnsinn«, beschreibt der Prorektor für Lehre über die Akkreditierung.

Die Agenturen müssen alle neuen Studien- und Prüfungsordnungen genehmigen. »Wir haben unsere Unterlagen eingereicht, aber jetzt liegen sie bei der Agentur«, beklagt Rektor Dieter Timmermann. Einen halben Meter hoch sei der Stapel der eingereichten Papiere. Gerhard Sagerer spricht von Überakkreditierung. »Man sollte nicht jeden Studiengang akkreditieren müssen«, wünscht er sich. Natürlich sei man gesprächsbereit: »Wir sind jederzeit bereit über Ziele zu reden, aber nicht über die Wege«, beschreibt er die Haltung der Universität. Vor allem bei den Masterstudiengängen sollten die Hochschulen jedoch mehr Autonomie haben.