Webwecker Bielefeld: welthausgeschichte02

25 Jahre Welthaus – Eine kleine Zeitreise (Teil 2)



Neue Gruppen entstanden: Die Frontstaatengruppe beispielsweise stellte einen Diskussionszusammenhang für Menschen her, die sich mit Ländern im südlichen Afrika befasste. Die El Salvador-Gruppe widmete sich zunächst mit Öffentlichkeitsarbeit und praktische Unterstützung der Lage salvadorenischer Flüchtlinge, die sich wegen des Bürgerkriegs ins benachbarte Honduras gerettet hatten.

Gemeinsame Aktionen und welthausspezifische Angebote spielten schon bald eine wichtige Rolle für die Außendarstellung des Hauses. Das reichte vom Kochkurs mit Speisen aus der Dritten Welt, über Mahnwachen vor der Deutschen Bank, die in die Apartheid tief verstrickt war bis hin zu kulturellen Veranstaltungen.


Linsen unter Druck

Der Kochkurs, der eine Zielgruppe ansprach, die sonst schwer für Entwicklungspolitik zu interessieren war, hatte bei allem Erfolg aber auch seine Tücken. So machte ein unsachgemäß geöffneter Dampfkochtopf mit Linsensuppe anschließend eine Renovierung der Küche nötig.

Gemeinsame Fahrten von Mitgliedern verschiedener Hausgruppen und Hauptamtlichen zu wichtigen Ereignissen prägten auch Gemeinsamkeiten. Das Spektrum reichte von Friedensdemos über den Gegenkongress zur Tagung des Internationalen Währungsfonds, der die Grundlage für die Entschuldungskampagne legte, bis hin zur Demo gegen das Atomkraftwerk Brokdorf. Alles Themen übrigens, die zu ihrer Zeit auch eine wichtige Rolle in der Öffentlichkeitsarbeit des Hauses spielten.

Die Musik ließ auch nicht lange auf sich warten. Zunächst wurden MusikerInnen auf Initiative einzelner Gruppen eingeladen. Unvergesslich zum Beispiel die ›Sounds of Soweto‹ mit ihrem Gummistiefel-Schuhplattler. Konzerte und Theaterstücke gab es immer häufiger. Schließlich entwickelte sich daraus das Kulturbüro als eigenständiger Arbeitsbereich, der die heute aus Bielefeld kaum mehr wegzudenkenden Weltnächte organisiert. Aus diesem Namen entstand letztlich auch der Impuls, das Dritte Welt Haus in Welthaus umzubenennen.

Zu Beginn des Dritte Welt Haus stand Solidarität und entwicklungspolitische Öffentlichkeitsarbeit im Vordergrund. Die Hausgruppen machten auf die Lage »ihrer« Länder aufmerksam. Daneben standen allgemeine Themen wie eine Kritik der staatlichen Entwicklungspolitik, die Strukturanpassungspolitik des Internationalen Währungsfonds und die Verschuldung der armen Länder im Mittelpunkt. Schon früh waren direkte Kontakte mit dem Süden geknüpft. Hier nur zwei Beispiele: Zwischen der Nululeko-Farmschule in Zimbabwe und der Gesamtschule Schildesche wurde eine Schulpartnerschaft geknüpft, die über mehrere Jahre zu einem lebhaften SchülerInnenaustausch führte.


Annäherungen an »Radikalinskis«

Die Nicaragua-Solidarität mündete in die Städtepartnerschaft mit Esteli. Letzteres war ein durchaus schwieriger Prozess, da die Kommunalpolitik doch erhebliche Schwierigkeiten hatte, sich den »Radikalinskis« aus dem Welthaus zu nähern. Aus der Solidaritätsarbeit entstanden im Laufe der Zeit die zahlreichen Entwicklungshilfeprojekte des Hauses. Vielleicht hat neben der immer professionelleren Öffentlichkeitsarbeit auch diese handfeste Arbeit über die Jahre nicht wenig zum Ansehen des Welthauses in der Stadt und weit darüber hinaus beigetragen.