Webwecker Bielefeld: ladies02

»Wir machen die Party!« (Teil 2)



Was habt ihr bis jetzt gemacht?

Wir haben bis jetzt vier Partys und zwei Konzerte gemacht. Wir haben uns viel getroffen und viel diskutiert.

Als Beispiel ist mir unsere vorletzte Party noch am präsentesten. Da ginge es um feministische und queere Sichtweisen auf das Thema ›Körper‹. Wir überlegen uns am Anfang wer zu welchem Gebiet dieses Themas was machen will. Eine hat dann was zu Thema ›Transgender‹ gemacht, es gab was zu Thema ›Essstörungen‹, zum Thema ›Körper-Normen‹ und zu dem was als Selbstverletzung bezeichnet wird gab es auch ein paar Bilder. Wir sammeln Bildmaterial für die Deko, machen eine Slide-Show, also Bilder die wir an die Wände projizieren, und suchen Filmmaterial. Das sind dann oft Ausschnitte aus Filmen in denen es beispielsweise um Transgender geht. Ein wichtiger Punkt ist natürlich die Musik. Die Plattenteller stehen auf der Bühne um das Musik auflegen mehr in die Party zu integrieren. Und um auch sichtbar zu machen das nur Ladies auflegen.


Ihr seht euch nicht als isolierte Gruppe sondern verortet euch in einer Szene?

Wir wollen Raum schaffen für Frauen, Ladies, Queers und versuchen mit dem was wir machen natürlich auch diese Szene anzusprechen. Der Vernetzungsgedanke ist uns wichtig. Auf unseren Partys arbeiten wir viel mit Bildern und Visuals die hauptsächlich auch aus diesem Kontext und aus dieser Szene kommen. Bei den Konzerten wollen wir Ladies-Bands ein Forum bieten. Einigen aus der Gruppe ist es auch wichtig eine Plattform für Bands zu bieten die noch relativ unbekannt sind. Auf unsrem nächsten Konzert mit ›Lesbians on Ecstasy‹ tritt beispielsweise ›Stockholm‹ auf. Das war die Schlagzeugerin der ›Push Ups‹ die jetzt mit Gitarren und Elektrosound bei unserem Konzert ihren zweiten Auftritt hat. Für mich persönlich ist es ausgeschlossen eine Jungens-Band einzuladen es sei den sie verorten sich ganz klar in einem Queeren Kontext. Wir sehen unsere Arbeit auch als politische Arbeit obwohl sie auf den ersten Blick vielleicht für viele einfach nur Kultur ist. Für uns ist Kunst und Politik kein Wiederspruch.


Ihr wollt Räume schaffen und nehmen. Was habt ihr an der hegemonialen Partykultur auszusetzen und was stellt ihr dieser entgegen?

Es war uns zu Anfang ein Anliegen ›unsere‹ Musik zu hören, tanzen zu können und selber aufzulegen.

Wir empfanden es als Dilemma das auf Partys Bands die zum Beispiel aus der Riot-Girrrl Bewegung hervorgegangen kaum gespielt wurden. Es fällt auf das in der hiesigen Party-Szene fast nur männlich DJs auflegen. Bei den Bands ist das ähnlich. Das hat uns total angepisst und wir haben beschlossen der Kultur die wir sehen wollen einen Rahmen zu schaffen. Wir achten drauf, dass wir das auf unseren Partys einhalten. Man muss jedoch ehrlicherweise sagen das wir mit den letzten Partys eher unzufrieden waren. Auf der ersten Party waren wirklich noch überwiegend Frauen, Gäste da, die sich sehr offensichtlich für unser Konzept interessiert haben. Aber gerade nach der letzten Party hatten wir das Gefühl, dass das Konzept nicht mehr richtig greift. Wir werden die nächsten Male versuchen unser Konzept noch deutlicher zu machen.

Wir versuchen gesellschaftliche Realitäten hauptsächlich durch unsere Visuals zu brechen, indem wir zum Beispiel feministische und queere Sichtweisen aufzuzeigen. Teilweise benutzen wir auch sehr körperliche Bilder wo uns dann vorgeworfen werden kann, wir würden Sexismus reproduzieren. Für uns drücken diese Bilder dann zum Beispiel Aneignung und Selbstbestimmung aus. In manchen Bildern wird das sexistische Bild ironisiert überzeichnet, und dadurch kommt es zu einer Brechung.

Letztendlich weiß man natürlich nie was die Augen, die sich so ein Bild anschauen, sehen und empfinden. Uns ist bewusst das man eine sexistische Lesart nie ausschließen kann.