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Die Sucht nach dem Kick (Teil 2)



»Da waren schon vorher Probleme«

Während der Therapie begann Maren auch darüber nachzudenken, warum sie süchtig wurde: »Da waren schon vorher Probleme«. Einen lieben Menschen habe sie verloren, dies konnte sie nicht verarbeiten. Da sei eine große Leere in ihrem Leben gewesen, die sie nicht füllen konnte, außer im Spiel, sagt sie. Renate hat in ihrer aktiven Zeit sechs Tage in der Woche gespielt, als sie arbeitslos wurde von morgens bis nachts. Es gab in ihrem Leben nichts anderes mehr, selbst das Essen wurde zur unwichtigen Nebensache. Sie brauchte den Kick, und zwar immer. Erst als sie nach Jahren merkte, sie will wieder einen Job haben, kam sie ins Nachdenken. Hinzukam, dass sie verliebt war. Die Beziehung kam aber erst gar nicht zu Stande, weil sie glücksspielsüchtig war. »Davor waren mir andere Menschen nicht mehr wichtig, und ich mir selber schon gar nicht«, blickt sie heute zurück.

Heute hat Renate wieder einen festen Job: »Sozusagen eine Kick-Verlagerung«. Denn im neuen Job gibt es auch eine »soziale Komponente«, in der sie aufgehen kann. In die Spielhalle geht sie dennoch ab und zu: Immer dann, wenn das Verlangen nicht so groß ist. Es sind Testläufe für sie, verbunden mit der inneren Frage: Wie groß ist die Distanz zu diesen Automaten. Und sie stellt immer wieder aufs Neue fest, dass der Abstand verdammt klein ist. Immer noch ist es so, dass dort nicht sie die Automaten, sondern diese blinkenden und blubbernden Kästen sie beherrschen. Sie weiß heute: Sie wird bis an ihr Lebensende gefährdet bleiben. Wird das Spielverlangen heute groß, zockt sie eine Runde Doppelkopf oder legt auf der Arbeit eine Extraschicht ein.


Rückfälle inklusive

Auch Frank hatte einen Rückfall. Ganz normal, wenn die Abhängigkeit so stark und über so einen langen Zeitraum, oft bis zu 20 Jahren, zugegen war. Doch heute hat Frank Halt und Selbstbewusstsein: Er weiß, wie er mit den Rückfällen umgehen kann, und er hat sich geöffnet, so dass ihm andere in einer solchen Situation helfen können. Alexandra, deren Mann ebenfalls spielsüchtig war, erlebt diesen heute ganz anders: »Die Veränderung zaubert einen anderen Menschen hervor«. Einfacher sei es dadurch nicht geworden: Der Stress, die Aggressionen und Depressionen, die die Süchtigen vorher durch die Sucht ausglichen, ist immer noch da. Jetzt kommen die Emotionen hoch. »Immer wenn er von der Therapie kam, war er unausstehlich«, berichtet Alexandra. Auch Melten hat ihren Mann neu entdeckt: »Ich hätte nie gedacht, dass da so viel dahinter ist«. Mit einem Spieler zu leben, auch einem, der aufgehört hat, heißt mit jemand zusammen zu sein, der immer in Bewegung ist.


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