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Schnäppchen vom Zoll (04.05.2005)






Pfandleiher und Gerichtsvollzieher haben Hochkonjunktur. Was nicht mehr in die Lager passt, versteigert das Bundesfinanzministerium in seinem virtuellen Auktionshaus im Netz. Gläubiger und ehemalige Besitzer der versteigerten Dinge sind mit diesem Vertriebsweg zufrieden, denn die Versteigerung im Internet bringt bessere Erlöse als eine Versteigerung vor Ort. Ein Streifzug durchs Portal. (Bild: Zoe Pape)

Von Emmaus Gall

In Zeiten wirtschaftlicher Not bieten virtuelle Auktionshäuser manche Möglichkeit, Staubfänger in Euros zu verwandeln. Die Zahlenkombination »Drei, zwei, eins,…« steht kurz vor der Patentierung. Und auch Pfandleiher und Gerichtsvollzieher haben Hochkonjunktur. Denn wer seine Schulden nicht bezahlen kann oder sich sogar in kriminelle Gefilde begibt, »dessen« Wertsachen landen, Kuckuck, häufig in den behördlichen Asservatenkammern. So verwundert es nicht, dass auch das Bundesfinanzministerium auf der regierungsamtlichen Plattform www.zoll-auktion.de allerlei Seriöses und Kurioses anbietet.

Vor-Ort-Auktionen veranstalten Zoll- und andere Behörden schon seit ihrem Bestehen. Da kam viel Gepfändetes, Beschlagnahmtes und Ausgesondertes aus Gerichtslagern, Polizeiregalen und sonstigen Amtstuben unter den Hammer. In den letzten Jahren gingen viele Sachen aber auf den lokalen Versteigerungen nur schlecht oder zu billig an die Bieter, die Nutzung der neuen Medien bot sich an. Minister Eichel selbst drückte im März 2002 auf der Wachstumsmesse Cebit in Hannover das Start-Knöpfchen, und schon ein Jahr später heimste die Netzseite den »BundOnline-Star 2003« der »eGovernment-Initiative BundOnline 2005« ein.





Die Idee zur Seite wurde 1999 in der Oberfinanzdirektion Frankfurt geboren. Zollamtsrat Gero Heimroth, 43, ist ein Mann der ersten Stunde: »Wir haben nur mit Katalogseiten auf Auktionen in der Region aufmerksam gemacht. Dann wurde Software in den USA eingekauft und für den deutschen Gebrauch modifiziert. Seit März 2004 gibt es eine optimierte Programmoberfläche mit Biet-Agent und eigenem personalisiertem Bereich.«





Wer die Seite aufruft, findet neben den üblichen elektronischen Artikeln auch Eigentümliches. Aus Zwickau steht drei Stunden vor Fristablauf für 303,03 Euro ein endgültig abgemeldeter »1Elf1-Wartburg 1.3 Tourist« zu Gebot, der sich bei Betrachtung des beigefügten Fotos als Feuerwehr-Fahrzeug entpuppt.