Webwecker Bielefeld: queerstars01

Queerstars im AJZ (25.05.2005)





Queerstars erobern das AJZ-Kino.



Das AJZ-Kino mit dem kleinen, orangen Foyer und dem schwarzen Saal mit original Kino-Sesseln im schicken Sperrmüll-Style lädt zum Verweilen ein. Ein guter Ort um für ein paar Stunden in eine andere Welt abzutauchen. Oft kommen Leute in das kleinste Kino der Stadt die eher nicht zum AJZ-Publikum zählen, sich aber vom Programm angesprochen fühlen.

Neben der alteingesessenen AJZ-Kinogruppe die regelmäßig sonntags Filme zeigt, gibt es noch zwei weitere, jüngere Gruppen. Eine davon nennt sich »Queerstars«. Der Name ist nicht nur eine Persiflage auf Multiplexkinos und Hollywoodikonen. Er sagt auch aus, um was es der Gruppe geht: Queere Inhalte auf die Kinoleinwand zu bringen. Karl Mosh sprach mit einigen aus der Gruppe.




WebWecker: Eure Kinnogruppe heißt ›Queerstars‹. Viele Leute wissen nicht was ›queer‹ bedeutet.

Queerstars: Wenn du Leute fragst was der Begriff ›queer‹ heißt, kriegst du wahrscheinlich so viele verschiedene Antworten wie du Leute fragst. Ich verbinde den Begriff ›queer‹ mit einer Entwicklung aus der schwul-lesbischen Szene heraus, die sich nicht mehr auf Geschlechter-Normierung festlegen wollte und ihre Thematik erweitert hat. Es wurde angefangen sich politisch gegen Normierung und Hirarchisierung jeglicher Art zu wenden.


Wie übertragt ihr ›queer‹ auf das Kino? Was ist das besondere an queerem Kino?

Ich möchte einen Schwerpunkt setzten, auf Filme die einen lesbisch-schwulen, transidentischen oder intersexuellen Inhalt haben. Ich habe aber auch kein Problem damit den Begriff weiter zu fassen und Themen wie Rassismus zu behandeln. Das AJZ ist schon noch sehr heterosexuell und deswegen ist es auch mein Anliegen hier andere Geschlechter- und Sexualitätsentwürfe reinzubringen. Wir sind natürlich auch offen für andere Themen.


Könnt ihr das am Beispiel von Filmen die ihr gezeigt habt erläutern?

Im Mai zeigten wir ›Robin`s Hood‹. Das ist ein Film über eine lesbische Beziehung zwischen einer Weißen und einer Schwarzen. Die eine ist Sozialarbeiterin und weigert sich Strafsanktionen gegen eine ihrer Klientinnen durchzuführen. Daraufhin verliert sie ihren Job. Die beiden schließen sich dann zusammen um sich durch einen Banküberfall Geld zu verschaffen. Das ist einereits eine sehr romantische Räubergeschichte und andererseits sind viele gesellschaftskritische Aspekte drin.

Wir zeigen Filme mit verschiedenen Inhalten. Manche Filme haben auch schlechte Seiten. Manchen gefallen sie und manchen nicht. Wir haben einen Film gezeigt der sich mit dem Thema S/M beschäftigt. Wir haben ›Iron-Ladies‹ gezeigt. Einen Film über eine Drag-Vollyball Manschaft die es auch in Wirklichkeit gab und die auch in Drag gespielt haben und sportlich sehr erfolgreich waren. Wir bemühen uns Filme aus verschiedenen Ländern zu zeigen.

Wir zeigen auch viele Dokumentationen. Zum Beispiel haben wir ›Venus Boys‹ gezeigt. Das ist ein Film der sich viel mit Transidentiät beschäftigt und mit Künstlerinnen, die in diesem Bereich auftreten. Ein Schwerpunkt von uns liegt auch auf Musikdokumentationen.

Ich finde wir haben auch einen film-historischen Blick. Zum Beispiel haben wir viele Monika Treut Filme gezeigt. Sie verortete sich explizit in der feministischen Filmemacherinnen-Szene und versucht eine eigene Ästhetik herauszuarbeiten. Letztens haben wir ›Tausendschönchen‹ gezeigt. Er ist in Prag gedreht worden und war der Kult-Film der 68er. Da fand ich es interessant wie die Weiblichkeitsentwürfe damals waren und warum gerade der Film ein Kultfilm wurde.