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Margaret Forster: »Ich warte darauf, dass etwas geschieht« (Teil 2)



Allerdings streitet sie nicht, agiert nicht in diesem Sinne politisch, sie handelt einfach. Millicent bewahrt die ihr kostbare Unabhängigkeit, sie verdient ihren Lebensunterhalt selbst, bleibt unverheiratet, hat aber Liebhaber und findet in nicht mehr jugendlichem Alter die Liebe ihres Lebens. Milicent erlebt bewusst zwei Weltkriege, die sie ist entsetzen und für ihr Leben prägen. Schicksalsschläge rauben ihr scheinbar alle Kraft und lassen sie depressiv zurück, das sind die Zeiten, in denen sie noch nicht einmal Tagbuch schreibt.

Doch sie schafft es immer wieder, nicht zuletzt durch so manches highlight: der Erwerb des Führerscheins, eine besonderer Urlaub, eine kraftvolle Demonstration. Millicent Lebensweg ist nicht gewöhnlich aber sicherlich auch nicht außergewöhnlich, das macht ihr Tagebuch so interessant. Ihr Leben ist beispielhaft für viele Frauen dieses Jahrhunderts, die neue Wege gehen konnten, diese aber zuvor erst einmal finden mussten. Insofern sind Millicents Lebensweg, ihre Gefühle und Gedanken beispielhaft für eine ganze Frauengeneration und so sollte ihr Tagebuch gelesen werden.

Beim Lesen meint man, Millicent vor Augen zu haben, eine kleine, zähe Person, die unruhig und unermüdlich nach etwas Sinnvollen sucht. Dabei kann sie auch ein wenig anstrengend werden. Und dann entspannt sie mit der neusten Lektüre aus der Bücherei, eines ihrer wenigen leidenschaftlichen Vergnügen. Doch die Imagination geht zu weit. Margaret Forster wurden zwar Tagebücher zur Veröffentlichung angeboten, doch aus Angst vor dem Bekanntwerden von Familiengeheimnissen wieder zurückgezogen. Angetan von der Idee, diese Tagebücher zu überarbeiten, bediente sie sich eines Kunstgriffes: »Das Ergebnis ist Fiktion. Die echte »Millicent« ist inzwischen gestorben, ihre Tagebücher existieren wirklich, aber ich habe sie nie gelesen«, so Margaret Forster im Nachwort. Es ist zu verzeihen, denn die Tagebücher die Margaret Foster schrieb, wirken äußerst authentisch. Zudem erzählt sie spannend und raffiniert, mal tragisch, mal komisch, eine Geschichte, die überzeugt und der Wahrheit so nah wie möglich kommt, eben dem Tagbuch einer ganz gewöhnlichen Frau, ein weiter lesenswerter Titel von Margaret Forster.(rk)


Margaret Forster, „Ich warte darauf, dass etwas geschieht“. Roman, Arche Verlag, 2005, 592 S., 24,90 Euro

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