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Hilfsgelder in der Warteschleife (13.07.2005)



Rund 390.000 Euro haben Bielefelder inzwischen für den Wiederaufbau im Distrikt Mullaittivu gespendet, der von der Tsunami-Katasthrophe Ende 2004 schwer getroffen wurde. Bis heute aber wurde mit dem Geld noch kein einziges Haus gebaut.


Von Manfred Horn

Gut ein halbes Jahr ist nun vergangen, seit die riesige Flut über die Menschen an den Küsten Südostasiens hereinbrach. Sie brachte großes Leid, und eine große Welle der Hilfsbereitschaft. In Bielefeld sind inzwischen rund 390.000 Euro gespendet worden, von Einzelpersonen, Vereinen und Unternehmen. Immer noch fließt Geld auf das Sonderkonto der Stadt, bald wird die Spendensumme von 400.000 Euro erreicht sein.

Schwer vermittelbar ist da, dass das Geld immer noch nicht in konkrete Hilfsprojekte übersetzt wurde. Obwohl sich die zahlreichen Spender aus Bielefeld, von einigen Abfragen abgesehen, insgesamt ruhig verhalten, wie Sandra Tappert vom Büro des Oberbürgermeisters David, mitteilt. Kurz nach dem Tsunami legte sich die Stadt auf Hilfe für den Distrikt Mullaittivu im Nord-Osten der Insel fest und wollte eine Schule wiederaufbauen. Ein Unternehmen, dass dann aber doch in Stocken geriet. Zu kräftig mahlten die Mühlen der sri-lankischen Bürokratie, zu unübersichtlich war, wer der Hilfsorganisationen eigentlich was machen wollte und konnte.

Inzwischen gibt es eine unterzeichnete Vereinbarung mit der Welthungerhilfe, die im Dorf Silavatai im Distrikt Mullaittivu mit 135.000 Euro der Spenden aus Bielefeld 25 Privathäuser inklusive Wasser- und Stromversorgung, ein Gemeindehaus und eine Vorschule errichten will. Insgesamt will die Welthungerhilfe gut 700.000 Euro für das Dorf ausgeben: So sollen insgesamt Häuser für 100 Familien entstehen, für die gleiche Zahl an Familien sollen Boote inklusive Fischereiausrüstung zur Verfügung gestellt werden.


Leben im Dauerprovisorium

Das Dorf wurde durch die Flutwelle nahezu ganz zerstört. Viele Menschen sind trotzdem geblieben oder wieder zurückgekehrt. Für sie hat die Welthungerhilfe ein Lager errichtet mit vorübergehenden Wohnungen. Zum Glück sind es nicht mehr die Zelte der ersten Wochen nach der Katastrophe, in denen es unerträglich heiß wurde. Oder in denen die Menschen nun, während der Regenzeit, im Schlamm versinken würden. »Es handelt sich um provisorische Häuser mit festem Boden und rund 1,20 Meter hohen gemauerten Wänden«, erläutert Annette Rottländer, Referentin der Projektgruppe Flutopfer bei der Welthungerhilfe. Das Dach bildet eine Konstruktion aus Palmblättern. Rund 200 Menschen leben zur Zeit in diesem Camp.

Von den Privathäusern, die zum Teil mit dem Spendengeld aus Bielefeld gebaut werden sollen, ist indes noch nichts zu sehen. »Bis Mitte 2006 sollen sie gebaut sein«, sagt Rottländer. Sie verweist auf die schwierige Situation vor Ort. So sei bis heute die Landfrage nicht geklärt. Denn die neuen Häuser entstehen etwas weiter entfernt vom Meer als das alte Dorf. Es gebe in Sri Lanka aber nichts, was mit dem deutschen Katasteramt vergleichbar wäre. So muss die Welthungerhilfe recherchieren, wem das Land gehört. Teils ist es in staatlichem, teils in privatem Besitz. »Das kann auch nur behutsam festgezurrt werden, da quasi zwei Regierungen im Spiel sind«, fährt Rottländer fort. Denn offiziell hat die Regierung aus der Hauptstadt Columbo das sagen. Dennoch muss alles auch mit der LTTE, der Organisation der Tamilen, abgestimmt werden. Sie kontrollieren den Nord-Osten des Landes, der mehrheitlich von Tamilen bewohnt wird.