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Arbeit plus zieht positive Bilanz (Teil 2)



Aber genau diese sogenannte ›Aktiv-Seite‹ ist wesentlicher Bestandteil der Tätigkeit von ›Arbeit Plus‹. Denn die Aufgabe des Dienstleisters ist grundsätzlich zweigeteilt: Einerseits die Ermittlung des Bedarfs und die Auszahlung – die sogenannte Passiv-Seite – und andererseits die Vermittlung in Arbeit. Hier kann Radloff jahrelange Erfahrungen der Rege einbringen, schließlich ist seit Jahren Geschäftsführer dieses städtischen Unternehmens, dass sich ursprünglich um arbeitsfähige Sozialhilfe-Empfänger kümmerte. Auf der Aktiv-Seite heißt das offizielle Motto nach wie vor: »Fördern und Fordern«.

Dabei legte ›Arbeit Plus‹ im ersten Halbjahr 2005 den Schwerpunkt auf Jugendliche, in der Sprache von ›Arbeit Plus‹ nennt sich das »Aktivieren von Personen«. Mit Beginn des SGB II Anfang des Jahres haben sich auch mehr Jugendliche gemeldet. »Die Schwelle, zu uns zu kommen, scheint niedriger als zuvor beim Sozialamt«, stellt der Geschäftsführer Radloff heraus. Auch Jugendliche als Teil der Bedarfsgemeinschaften geraten nun in den Blick von ›Arbeit Plus‹. »Dennoch gibt es immer noch verdeckte Jugendarbeitslosigkeit«, ist sich Radloff sicher.


Jugendarbeitslosigkeit gesenkt

Der Höchststand an Arbeitslosen unter 25 Jahren wurde im März mit 2.218 erreicht, bis Ende Juni wurde die Zahl auf 1.657 reduziert. Damit sind knapp 600 Jugendliche aus der Statistik verschwunden. Bis Ende des Jahres 2005 will ›Arbeit Plus‹ gar ein hohes Ziel erreichen: Kein Jugendlicher soll länger als drei Monate arbeitslos sein. Den aktuellen Rückgang des Bestandes an arbeitslosen Jugendlichen um rund ein Viertel wertet man als einen großen Erfolg. Doch die direkte Vermittlung auf den ersten Arbeitsmarkt gelang selten. »Wir gehen auf die Zeitarbeitsbranche zu«, sagt der stellvertretende Geschäftsführer Kreft. Ein »Bonus-Förderprogramm« entbindet dabei die Zeitarbeitsfirmen von ihrer Nachbeschäftigungspflicht bei Schwer-Vermittelbaren. Auch 400 Euro Jobs können ein Weg zur dauerhaften Integration in den Arbeitsmarkt sein, sagt Kreft. Auch der direkte Einstieg in den Niedriglohnsektor werde gesucht – bei Stundenlöhnen von unter sieben Euro. Über ein Existenzgeld gebe es dann finanzielle Beihilfen, ein Kombilohnmodell, dass auch bundesweit nach der Bundestagswahl kommen kann und das in Mainz schon länger praktiziert wird.

Genauere Angaben konnten die beiden Geschäftsführer allerdings nicht machen – so weist die Statistik von ›Arbeit Plus‹ nicht aus, wieviele Jugendliche wohin vermittelt wurden. Für einen Abgang aus der Statistik reicht es jedenfalls schon aus, zwei Wochen in einem Betrieb zu arbeiten, einen Ein-Euro-Job zu machen oder qualifiziert zu werden.


Existenzgründung in sechs Monaten

Ein weiterer Weg ist eine ›Arbeit Plus‹-spezifische Ich AG. »Wir haben hier in jedem Monat 100 Leute die sagen, dass sie sich selbstständig machen wollen«, weiß Radloff. Doch nicht jeder der will, kommt auch in das Programm. 150 Teilnehmer hat ›Arbeit Plus‹ für den Anfang geplant, los gehen soll es noch in diesem Monat. Wer teilnimmt, kann seinen Gewinn behalten und bekommt eine Förderung von ›Arbeit Plus‹. Die Existenzgründer werden ausgewählt, müssen ein Konzept vorlegen und während der ganzen Zeit geschult und gecoacht. Welche Erfolge diese Förderung bringen wird, bleibt allerdings abzuwarten: Denn die Förderdauer beträgt nur ein halbes Jahr. Experten gehen allerdings davon aus, dass es fünf Jahre dauert, bis sich ein Selbstständiger oder ein Gewerbebetrieb am Markt etabliert.