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Mahnung für den Frieden (Teil 2)





Celine van der Hoek »Der Kampf gegen Faschismus und Rassismus ist auch heute noch notwendig« (Einen ausführlichen Artikel übe van der Hoek finden Sie im WebWecker WebWecker hier.

Zu Beginn der Veranstaltung bedauerte Werner Höner, Vorsitzender des Arbeitskreises ›Blumen für Stukenbrock‹, das Fehlens eines Vertreters der Landesregierung: Seit 1985 habe die Regierung in jedem Jahr einen Vertreter zur Gedenkveranstaltung entsendet. Ein Brief an den neuen Ministerpräsidenten Jürgen Rüttgers indes blieb unbeantwortet. Höner betonte die Notwendigkeit eines Verbots von Rüstungsexporten und lobte die Initiative der ›Bürgermeister für den Frieden‹, die bis 2020 die Kommunen atomwaffenfrei machen wollen. Dazu gehört auch Bielefeld. Die US-Armee forderte Höner auf, ihre Atomwaffen aus den Depot abzuziehen.

Zwei besondere Gäste waren in Stukenbrock bei der Gedenkveranstaltung zugegen: Nikolaj Maksimowitsch und Celine van der Hoek. Der Ukrainer Maksimowitsch war Zwangsarbeiter in Bethel. Er wurde aus der Ukraine zur Zwangsarbeit nach Bielefeld verschleppt. Einen Tag vor der Veranstaltung in Stukenbrock war er in Bethel, um an der Enthüllung eines Gedenksteins teilzunehmen, den die von Bodelschwinghschen Anstalten nun für die rund 1.000 Zwangsarbeiter, die damals für diese kirchliche Einrichtung arbeiten mussten, zu enthüllen. Celine van der Hoek kommt aus Amsterdam. Die Jüdin überlebte Auschwitz und war vom antifaschistischen Jugendcamp, das den Gedenktag auf dem Friedhof begleitete, eingeladen, um aus ihrem Leben zu berichten.

Pastor Jochen Schwabedissen kritisierte das Urteil des Bundesgerichtshofs von Ende Juli scharf: Der Gerichtshof hatte verkündet, dass die Verwendung des Spruches »Ruhm und Ehre der Waffen-SS« unbedenklich im Sinne des Rechtsstaates sei, weil er ein Fantasieprodukt sei. Es könne mit Originalparolen von NS-Organisationen nicht verwechselt werden, begründete der 3. Strafsenat sein Urteil. Damit sprach er auch drei Neonazis frei, die ein Infotelefon für einen rechtsextremen Aufmarsch installiert hatten. Am Ende des Textes des Anrufbeantworters hieß es: »Ruhm und Ehre der Waffen-SS». Diese Parole sei erfunden und könne nicht mit den Original-Parolen der Waffen-SS »Meine Ehre heißt Treue« verwechselt werden. Schwabedissen zeigte sich entsetzt über dieses Urteil und rief zum Handeln gegen Neonazismus auf.

Bevor die Anwesenden gemeinsam singend mit einem ›Bella Ciao‹ den Partisanen des 2. Weltkriegs gedachten, erläuterte ein Vertreter der Antifa aus Gütersloh an die aktuellen Dimensionen des Faschismus. So habe es – von den Medien unbeachtet – am 20. August, an dem ursprünglich der in den vergangenen Jahren von tausenden Neonazis aus ganz Europa besuchten ›Heß-Gedenkmarsches‹ im bayrischen Wundsiedel stattfinden sollte, bundesweit Nazi-Aufmärsche gegeben. Das Bundesverfassungsgericht hatte erstmals den Aufmarsch in Wunsiedel verboten. Daraufhin wichen die Rechtsextremen bundesweit aus. So hatten sich in München, Hamburg und sogar in Dänemark Neonazis versammelt, um dem Hitler-Stellvertreter Rudolf Heß zu gedenken. Alleine in Peine bei Hannover kamen 500 Neonazis zu einem Gedenkmarsch zusammen. Die Polizei schritt nicht ein.