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Die 39. Internationalen Hofer Filmtage...



Herbstlicher Betriebsausflug der Filmbranche. Erntedankfest des deutschen Films. Home of films (h-o-f, gell?) sowieso, wichtigstes deutsches Filmfestival nach der Berlinale und: »alle kommen gern und vor allem gern wieder«. Das sind so die Floskeln, mit denen die Hofer Filmtage bedacht werden, bedacht werden müssen. Dazu ein paar Reminiszenzen darüber, wer hier alles sein großes Sprungbrett zu echter kreativer Fallhöhe im Filmschaffen hatte oder wenigstens seine oder ihre ersten öffentlichen Auftritte. Womit das Pflichtprogramm hiermit also abgehandelt wäre, unter Aussparung irgendwelcher Namen zum letzten Punkt zwar, denn irgendwie muss es ja auch weitergehen, sonst kommt man zu nix vor lauter Namenherbeten.

Und wirklich haben die Hofer Filmtage das aber auch alles im 39. Jahr wieder verdient, es geht wieder gehörig zur Sache. Meret Becker spielt eine Nebenrolle im Eröffnungsfilm, ihr Bruder Ben ist mit einer eigenen Regiearbeit dabei, Werner Herzog stellt seinen neuen Film vor, die traditionelle »Retrospektive« ist dies Jahr Constantin Costa-Gavras gewidmet, woran sich mal wieder besonders deutlich zeigt, dass es irgendwie schief ist, Retros auf lebende Regisseure zu machen, denn unter den sieben Filmen, die von ihm gezeigt werden, ist auch sein neuster, »Le Couperet«, den man in Deutschland noch überhaupt nicht gesehen hat, weil er erst vor Kurzem fertig geworden ist. Der ist so frisch, dass er auch in Hof in frz. Originalfassung mit englischen Untertiteln laufen muss, weil es noch keine deutsche Bearbeitung gibt, auch wenn man schon einen dt. Verleiher hat. (Und so heißts dann im gedruckten Katalog auch lieber »Portrait«, aber trotzdem, der Jargon aus früheren Jahren hat sich eben festgesetzt, da kriegt man keinen Fuß mehr zwischen.)

Als der schon mal besagte Eröffnungsfilm mit Meret Becker fungiert demgegenüber die Abschlussarbeit einer Studentin der Filmakademie Baden-Württemberg, Neele Leana Vollmar, die 2003 für einen Kurzfilm in Hof schon den »Kodak-Preis« bekommen hat und jetzt ihren ersten abendfüllenden Film vorstellt. Einige Filme dauern fünf Minuten, andere 118. Tricklastiges kommt vor, Dokus, Spielfilme...

Kraut und Rüben also, könnte man denken. Und das stimmt sicher auch, aber he!, wir sind in Hof, und da ist das eben so, und das ist auch gut so. Denn ungefähr so ist das alles ja auch gemeint. Nicht nur deshalb, weil wer Vieles bietet, manchem etwas bietet, sondern weil die Kunstform Film eben so vielfältig ist. Nur so kommt die bunte Mischung zusammen, die es sonst nirgends so zu sehen gibt wie in Hof, und die also wie wohl kein anderes Festival zeigt, was Film alles sein kann, darf und soll. »Vielfältiger« ist da wohl höchstens noch die Bilderflut »des Fernsehens«, wobei sich ja aber Festivalchef Heinz Badewitz (im Nebenberuf seit 1977 auch Chef der Abteilung »Deutscher Film« bei der Berlinale) den Luxus leisten kann, nicht nach Quote zu schielen, sondern auch mal andere Qualitäten eines Films als ausgerechnet die Publikumswirksamkeit in den Vordergrund zu stellen, um ihn für zeigenswert zu halten.

Ganz vorbei am Quotendenken kommt man aber auch in Hof nicht. So international man hier ist (Afrika, Kanada, Australien, wer zählt die Völker, kennt die Namen), so sehr ist Hof eine Werkschau des deutschen und deutschsprachigen Films. Weswegen denn auch ungefähr gehälftelt wird, ca. 50% der gezeigten Filme kommen auch dies Jahr wieder aus heimischer Produktion, die andere Hälfte aus reichlich aller Welt, die aber eben auch weiß, was die Hofer Filmtage im allgemeinen so bedeuten.